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AUF Schlag: Für schwache Nerven

Rainer Moritz hat für 2008 zehn Wünsche frei

Erwarten Sie nicht, dass ich hier meine guten Vorsätze für 2008 präsentiere. Ich fasse seit langem keine guten Vorsätze mehr, werde Gesundheitsfanatikern weiterhin Zigarillorauch ins Gesicht blasen, Batterien versehentlich im Hausmüll entsorgen und Iris Berben bei ihrem Kampf gegen die Weltübel nicht unterstützen. Des Weiteren bin ich davon abgegangen, mir vom kommenden Jahr unverbindlich Salbungsvolles wie Weltfrieden oder Zufriedenheit zu erhoffen. Nein, die Entwicklung unseres Gemeinwesens schreit danach, sich nach nichts mehr als nach Verhinderungen zu sehnen, Erbarmen zu erflehen.

Mir wäre damit gedient, wenn uns 2008 allerhand erspart bliebe. Vereiteltes Leid bedeutet Glück, weshalb ich fordere, dass, erstens, Oliver Pocher einsieht, dass er für Comedykram geeignet sein mag, auf keinen Fall jedoch für mehr, und dass – zweitens – Harald Schmidt die Konsequenz aus allem zieht und in den Vorruhestand geht, vielleicht als Traumschiff-Darsteller, wo er mit Dieter Thomas Heck ein ideales Paar abgäbe. Drittens verlange ich die Einstellung aller Kochshows im Fernsehen, um mir mit den Nachtischkreationen Sarah Wieners spät abends nicht mehr den Magen zu verderben. Viertens fände ich es, da wir schon beim Essen sind, sinnvoll, wenn 2008 ein gammelfleischfreies Jahr würde. Warum nicht mal wieder skandalöse Zustände bei Frischei oder Krabbensalat? Fünftens gehe ich davon aus, dass das Gerede um Ottmar Hitzfelds Abschied vom FC Bayern umgehend ein Ende findet und Dieter Hoeneß seine Träume von einer glanzvollen Hertha-BSC-Zukunft begräbt und seinen Hut nimmt.

In diesem Zusammenhang schicke ich, sechstens, Stoßgebete zum Himmel, die bewirken mögen, dass das Endspiel der Fußball-Europameisterschaft 2008 von allen möglichen Kandidaten – von mir aus Laurenz Meyer, Jürgens Drews oder Günther Oettinger – kommentiert wird, nur nicht von Reinhold Beckmann. Siebtens wäre es dankenswert, wenn sich nicht alle Schriftsteller bemüßigt fühlten, ins Krimigenre zu wechseln, und wir, achtens, auf einen Sommer schauen dürften, der ohne Tour de France auskommt. Statt dessen kehrt Radlerboss Scharping vielleicht in die Politik zurück. Obwohl, nein, dann doch lieber eine dopinggesättigte Frankreichrundfahrt. Neuntens verlangt mein Nervenkostüm danach, dass 2008 Claus Peymann, Nina Hagen, Boris Becker und vielleicht sogar Bischof Huber ihre Meinungen für sich behalten, während es, zehntens, für meine finanziellen Verhältnisse angesagt wäre, wenn Schleichwerbung für Kolumnisten endlich zugelassen würde und mir, wie schon vor vierzehn Tagen an dieser Stelle, erlaubt wäre, die Vorzüge tschechischer Biere zu rühmen. Mehr erwarte ich nicht.

Rainer Moritz

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