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Düsseldorf: Gericht gibt lange verschollene Vivaldi-Oper frei

Die rund 250 Jahre verschollene Oper "Motezuma" von Antonio Vivaldi darf von jedermann aufgeführt werden. Die Richter wiesen damit eine Schadenersatzklage der Berliner Sing-Akademie ab.

Düsseldorf - Das Werk sei frei nutzbar, weil nicht ausgeschlossen werden könne, dass die Partitur im 18. Jahrhundert in Venedig vervielfältigt und damit erschienen sei, urteilte das Düsseldorfer Landgericht am Mittwoch (Az.: 12 O 538/05). Im Archiv der Akademie war 2002 eine Abschrift der Partitur entdeckt worden.

Das Festival Düsseldorfer Altstadtherbst hatte die Oper 2005 aufgeführt und war daraufhin von der Sing-Akademie verklagt worden. Die Entscheidung des Landgerichts sei «für die Freunde alter Musik erfreulich», weil die Musik damit nicht nur finanzstarken Opernhäusern vorbehalten bleibe, sagte Anwalt Andreas Auler, der das Festival vertreten hatte.

«Ich halte das Urteil für falsch und werde die Sache auf jeden Fall dem Bundesgerichtshof vorlegen», kündigte der Anwalt der Sing- Akademie, Peter Raue, in Berlin an. Raue hatte argumentiert, wer verloren gegangene Werke wieder zugänglich mache und entsprechend aufbereite, müsse für diesen Aufwand auch die Leistungsschutzrechte für 20 Jahre beanspruchen dürfen.

Das Düsseldorfer Oberlandesgericht hatte bereits im Eil-Verfahren befunden, dass das Werk als erschienen gelten müsse und die Berliner Sing-Akademie damit keine Leistungsschutzrechte habe.

Die Oper um den unglücklichen Aztekenkönig galt seit ihrer Uraufführung 1733 in Venedig als verschwunden. Dann entdeckte der Musikwissenschaftler Steffen Voss 2002 eine zeitgenössische Kopie der Partitur im Akademie-Archiv. Da die Abschrift von einem venezianischen Kopisten stammte, folgerte das Festival, dass die Oper damals vervielfältigt wurde und somit als erschienen gelten müsse. Die Sing-Akademie, die als Klägerin die Beweislast trage, habe nicht das Gegenteil nachweisen können, befand das Landgericht am Mittwoch. (tso/dpa)

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