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Christoph Links (l), Christoph Nix (r), PEN- Mitglieder, vor Deniz Yücel (M).

© Martin Schutt/dpa

Update

Nach Rücktritt von Deniz Yücel: Gesamtes PEN-Präsidium zieht sich zurück – Übergangspräsident gewählt

Nachdem Yücel am Freitag als PEN-Präsident zurückgetreten ist, folgte ihm am Samstag das übrige Präsidium. Nun soll Josef Haslinger das Zentrum vorerst führen.

Stand:

Nach dem überraschenden Rücktritt des PEN-Präsidenten Deniz Yücel haben PEN-Mitglieder eine personelle Verjüngung gefordert. Die Schriftstellerin Thea Dorn sagte am Samstag bei der Aussprache auf der Mitgliederversammlung in Gotha, für sie mache ein Verbleib im PEN nur Sinn, wenn sich die Vereinigung radikal neu aufstelle.

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PEN-Mitglied Herbert Wiesner sagte: „Wir brauchen einen Neuanfang mit jüngeren Leuten nach diesem Desaster, wir steuern ins Nirwana.“ Neumitglied Markus Ostermair sah in der personellen Verjüngung eine der wichtigsten Aufgaben für die weitere Existenz des Vereins.

Der Journalist Yücel hatte am Freitagabend in Gotha nach einer teils giftig geführten Debatte und eines nur knapp gescheiterten Abwahlantrags sein Präsidentenamt hingeschmissen. Zugleich erklärte der 48-Jährige seinen Austritt aus der „Bratwurstbude“ PEN. Am Samstag traten dann auch die restlich verbliebenen Präsidiumsmitglieder in Gotha zurück. Ein Notvorstand soll nun bis zur Neuwahl auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung die PEN-Geschäfte führen.

Übergangsweise wird nun der Schriftsteller Josef Haslinger als Präsident das PEN-Zentrum führen. Der 66-Jährige wurde am Samstag auf der Mitgliederversammlung in Gotha mit großer Mehrheit interimsmäßig an die Spitze der Schriftstellervereinigung gewählt.
Haslinger war bereits einmal von 2013 bis 2017 PEN-Präsident. Er wolle den Neustart vorbereiten, sagte Haslinger. 

Der Führungsstil der erst im Oktober gewählten Spitzenriege hatte zu heftigen internen Querelen und einer tiefen Spaltung der Vereinigung geführt. Viele Mitglieder haben nach dem Debakel in Gotha über einen Austritt aus der Schriftstellervereinigung nachgedacht, wie sie am Samstag bekannten. Sie werteten den gegenseitigen Umgang als unwürdig, beschämend, schäbig und peinlich.

Die Schriftstellerinnen Eva Menasse und Julia Franck äußerten in der Aussprache ihre Befremden über die in Gotha zutage getretene Häme und Grabenkämpfe. Franck sprach von einem „Höllenspektakel“ und Gefechten, an denen sie sich nicht beteiligen wolle.

Bei den Konflikten ging es unter anderem um Beleidigungen, Mobbingvorwürfe und den Umgangston. Auch in Gotha war am Freitag bei der Jahresversammlung über Stunden hitzig und in teils sehr unversöhnlichem Ton debattiert worden. (dpa)

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