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Claudia Cardinale, die Entwaffnende, feiert an diesem Sonntag ihren 80. Geburtstag.

© dpa/Giorgio Benvenuti

Italienische Diva Claudia Cardinale wird 80.: Glamour, Sexappeal, Pioniergeist

Häufig verkörperte sie Frauen in einer Männerwelt. Claudia Cardinale vereint Natürlichkeit und Geheimnis, Sinnlichkeit und Selbstbewusstsein.

Der Walzer mit Burt Lancaster in „Der Leopard“: Allein mit ihrer unverschämten Jugend trotzt die Bürgerstochter Angelica im blendendweißen Ballkleid der morbiden Adelsgesellschaft. Oder die Autofahrt mit Marcello Mastroianni in „8½“: Wieder ein Engel, eine Traumfrau mit schwarzem Federumhang, aber sie sitzt am Steuer. Oder der Flirt mit David Niven in „Der rosarote Panther“: Schnurrend liegt sie auf dem Tigerfell, das Tier bleckt die Zähne und man weiß nicht, wer wen verführt.

1963 war das Jahr von Claudia Cardinale. Gleich in drei Meisterwerken trat sie auf, unter der Regie von Visconti, Fellini und Blake Edwards. Ihr ungestümer Kuss mit Alain Delon im „Leopard“ sollte in die Geschichte der Filmküsse eingehen, und doch wurde sie nicht einfach eine weitere Diva neben Gina Lollobrigida und Sophia Loren. CC, wie sie in Anspielung auf BB, also Brigitte Bardot, genannt wurde, vereint Natürlichkeit und Geheimnis, Sinnlichkeit und Selbstbewusstsein – und immer gibt es diesen uneinnehmbaren Rest.

Cardinale wuchs in Tunesien als Tochter ausgewanderter Sizilianer auf, prügelte sich gerne mit Jungs, sprach vor allem Französisch. Nach dem Zufallssieg in einem Schönheitswettbewerb und der Einlösung des Preises – eine Reise zum Filmfestival von Venedig – ging sie nach Rom. Da sie zunächst noch kein ordentliches Italienisch konnte, wurde sie synchronisiert, auch für ihre Charakternebenrolle im Film „Rocco und seine Brüder“ (1960).

Claudia Cardinales Bilanz: über 150 Filme. Da müsse man stark sein, sagt sie, „sonst vergisst man, wer man ist“. Cary Grant, John Wayne, Marlon Brando, zu gern plaudert sie über Flirts und verpasste Gelegenheiten oder darüber, wie unmöglich sie Schönheitsoperationen findet. Eine Unverblümte: Bei der Gala zum restaurierten „Gattopardo“ 2010 in Cannes hüpfte sie wie ein junges Mädchen um den greisen Delon herum.

Spielen bedeutet für Claudia Cardinale zuallererst Handwerk. Ihr Rollenspektrum reicht von der Schmerzensfigur Ida in Luigi Comencinis Verfilmung von „La Storia“ über die Klamauklady in „Petroleum-Miezen“ (in der sich CC dann tatsächlich mit BB raufte) bis zur unerschrockenen Bordellbesitzerin, die mit Klaus Kinski in den Urwald geht, in Werner Herzogs „Fitzcarraldo“.

Glamour, Sexappeal, Pioniergeist: Häufig verkörperte sie Frauen in einer Männerwelt, am radikalsten in Sergio Leones „Spiel mir das Lied vom Tod“. Sie steigt aus dem Zug, in einem staubigen Kaff, eine Hure, eine Witwe, eine Ausgelieferte. Diese Jill tut alles, um ihr dreckiges Leben zu retten, und ihren Stolz. Am Ende nimmt sie die Zivilisation vorweg, die die Männer gerade erst zusammenzimmern. Claudia Cardinale, die Entwaffnende, feiert an diesem Sonntag ihren 80. Geburtstag.

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