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Kultur: Glühende Wangen, glänzende Augen

KLASSIK

Im Zuschauerraum der Philharmonie glänzen die Augen und glühen die Wangen. Papas, Mamas und Geschwister aus aller Herren Länder sind angereist. Sie brennen darauf, ihre jugendlichen Stars zu hören, die als Jeunesse Musicale Weltorchester unter bewährter Leitung von Yakov Kreizberg ihr Berlin-Konzert geben. Fast zehn Minuten dauert es, bis alle Länder aufgerufen und deren Landsleute beklatscht worden sind. Und das Orchester rechtfertigt die Vorschusslorbeeren: Szymanowskis Konzertouvertüre legen die Musiker mit einem Schmiss hin, dass es eine Freude ist. Der Dirigent, von der guten Stimmung beflügelt, vergisst dabei nicht, die musikalischen Abschnitte sauber zu charakterisieren. In Sergej Rachmaninows zweitem Klavierkonzert allerdings folgt er allzu bereitwillig den extremen Rubati des 24-jährigen Kanadiers Stewart Goodyear. Der Junge ist technisch brillant und kann sich deshalb ein paar Geschmacksausrutscher erlauben. Da das Orchester nicht dagegen hält, gerät das Stück etwas gefühlig. Ganz anders Dvoráks Achte Sinfonie. Kreizberg hat hier intensiver gearbeitet und macht klar: Die Stärke dieses Orchester liegt bei den Melodien. Kleine Intonationsschwierigkeiten bei den Bläsern und Ungenauigkeiten in den Streichern verzeihen Enthusiasten sofort. Zum Glück spielen die Musiker noch eine Zugabe aus Bedrich Smetanas „Verkaufter Braut“ und treten am 10. Januar noch einmal im Potsdamer Nikolaisaal auf.

Joscha Schaback

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