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Nadja Tiller

© picture alliance/dpa

Update

„Grande Dame des Films“: Schauspielerin Nadja Tiller mit 93 Jahren gestorben

Mit dem Film „Das Mädchen Rosemarie“ gelang ihr 1958 der Durchbruch, eine steile Karriere folgte. Nun ist Nadja Tiller friedlich eingeschlafen.

| Update:

Die Film- und Fernsehwelt trauert um Nadja Tiller: Im Alter von 93 Jahren starb die Schauspielerin in der Nacht zum Dienstag in Hamburg, wie ein Freund der Familie der Deutschen Presse-Agentur unter Berufung auf Angehörige bestätigte. Zuerst hatte die „Bild“-Zeitung berichtet.

„Meine Mutter starb heute Nacht im „Augustinum“ in Hamburg. Sie schlief im Beisein eines Pflegers friedlich ein“, sagte Tillers Tochter demzufolge. Der Pfleger habe sie am frühen Morgen angerufen und über den Tod der Mutter informiert.

Zu einem späteren Zeitpunkt werde es eine Seebestattung geben, „das war der Wunsch unserer Mutter. So wie es sich auch mein Vater gewünscht hatte. Das kann ein paar Monate dauern“, sagte die Tochter demzufolge weiter. 

Tiller war einer der bekanntesten deutschsprachigen Stars der Nachkriegsjahrzehnte. Berühmt wurde die am 16. März 1929 in Wien geborene Tiller mit dem Film „Das Mädchen Rosemarie“ von 1958. Darin war sie als Edelprostituierte Rosemarie Nitribitt auf der Leinwand zu sehen.

Nadja Tiller in ihrer Rolle als Edelprostituierte im Film „Das Mädchen Rosemarie“, der ihr zum internationalen Durchbruch verhalf.
Nadja Tiller in ihrer Rolle als Edelprostituierte im Film „Das Mädchen Rosemarie“, der ihr zum internationalen Durchbruch verhalf.

© dpa/DB

Rolf Thieles Satire auf die Wirtschaftswunderzeit galt damals als Skandalfilm und lockte die Zuschauer in Scharen in die Kinos. Er lief beim Filmfest in Venedig und bekam in den USA einen Golden Globe.

Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD) bezeichnete Tiller als „Grande Dame des Films“. „Wir trauern um eine große Schauspielerin und sind in Gedanken bei ihren Lieben“, schrieb er auf Twitter.

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Bis Mitte der 60er-Jahre spielte Tiller in zahlreichen großen Filmen, darunter „Illusion in Moll“ (1952) und „Schloss Gripsholm“ (1963). Auch im nicht-deutschsprachigen Ausland war sie gefragt und wirkte beispielsweise 1962 an Roberto Rossellinis „Anima nera“ mit. In späteren Jahrzehnten arbeitete Tiller vor allem fürs Fernsehen, spielte etwa 2003 in „Das Bernsteinamulett“ oder 2005 in Til Schweigers Kinofilm „Barfuss“.

Ab und zu arbeitete sie dabei mit ihrem Mann zusammen, dem Schauspieler Walter Giller. Beide lernten sich beim Dreh zu „Schlagerparade“ (1953) kennen. Nicht nur privat waren die beiden ein Traumpaar – in rund 30 Filmen traten sie zusammen auf. Die beiden heirateten 1956 und bekamen zwei Kinder und vier Enkelkinder.

Das Traumpaar Giller und Tiller

Giller und Tiller – immer wieder mussten die beiden Schauspieler beteuern, dass sie keine Künstlernamen tragen. Er, der Komödiant und Charakterdarsteller, und sie, die Femme fatale. Auch als älteres Paar waren sie im Doppelpack gefragt: im TV-Film „Liebe wie am ersten Tag“ (2005) als Liebespaar um die 70, im Henning-Mankell-Hörspiel „Begegnung am Nachmittag“ (2008) als altes, getrennt lebendes Ehepaar.

Die gebürtige Wienerin hatte mit ihrem Mann bis 2008 ihren Hauptwohnsitz in Lugano. Nach rund 50 Jahren verkauften sie ihr Haus dort und zogen 2008 gemeinsam in den hohen Norden – nach Hamburg, wo Giller aufgewachsen war. In einer luxuriösen Seniorenresidenz am Hamburger Elbufer lebte das Paar Tür an Tür.

Selbst Auszeichnungen erhielt das Paar: das Bundesverdienstkreuz am Bande des Verdienstordens, 2006 den Bambi für das Lebenswerk. In Neil Simons „Plaza Suite“ stand das Ehepaar rund 600 Mal auf der Bühne.

Nadja Tiller mit ihrem Mann Walter Giller bei einer Theaterpremiere 1981.
Nadja Tiller mit ihrem Mann Walter Giller bei einer Theaterpremiere 1981.

© action press/US-PRESS

„Ich habe mich immer ein bisschen in Nadjas Schatten gesonnt, die in der ersten Reihe stand“, sagte Giller mal in einem Interview. Das Geheimnis ihrer langen Liebe lag für ihn in „Vertrautschaft“, wie er mal erklärte – „ein Mittelding zwischen Vertrauen und inniger Freundschaft“.

„My Fair Lady“ mit 87 Jahren

Den letzten gemeinsamen Filmauftritt auf der Leinwand hatte das Paar in Leander Haußmanns „Dinosaurier“ (2009). Im Jahr 2011 starb Giller. 55 Jahre lang waren die beiden bis zu seinem Tod verheiratet.

Seit ihrem ersten Theaterengagement 1949 am Wiener Theater in der Josefstadt arbeitete die einstige „Miss Austria“ (1949) als Schauspielerin und stand neben Film und Fernsehen auch immer wieder auf der Bühne. Am Ende sollten es mehr als 120 Filme und Serien werden. Ihre letzte Rolle spielte sie mit 87 Jahren in „My Fair Lady“ am Theater in Braunschweig. (Tsp, AFP, dpa)

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