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Kultur: Harald Tribune

Martenstein moderiert eine nigerianische Podiumsdiskussion Vor ein paar Monaten bin ich als Schauspieler in einem Kostümfilm in Ghana aufgetreten. Das hatte sich zufällig ergeben.

Martenstein moderiert eine nigerianische Podiumsdiskussion

Vor ein paar Monaten bin ich als Schauspieler in einem Kostümfilm in Ghana aufgetreten. Das hatte sich zufällig ergeben. Neulich kam eine Frau in die Redaktion und sagte: „Wir haben eine Diskussion mit Filmemachern aus Nigeria, wollen Sie moderieren?“ Ich sagte: „Von Nigeria habe ich null Ahnung.“ Sie sagte: „Macht nichts." Ich habe spontan zugesagt. Im Rausgehen sagte sie noch: „Honorar gibt es übrigens nicht.“ Wusch, draußen war sie.

Sie haben mir bergeweise Aufsätze geschickt und Buchtitel, die ich lesen soll. Aber ich hatte Motivationsprobleme. Das einzige, was ich geschafft habe, war, mir die komplizierten Namen auf dem Podium einzuprägen. Dann waren aber gestern zum Teil völlig andere Leute gekommen, von denen ich nicht mal den Beruf wusste. Und es hieß: alles auf Englisch. Ich war einmal in einer Podiumsdiskussion in Texas, wo ich kein Wort verstanden und immer nur „I fully agree“ gesagt habe, seitdem habe ich ein Trauma. Als erstes habe ich die Namen der Leute auf dem Podium verwechselt. Da waren alle ein bisschen sauer. Dann habe ich über Ghana erzählt. Da wurden sie schon saurer, Ghana und Nigeria sind sich nicht grün. Das hatte ich vergessen. Dann habe ich gesagt: „Die Regisseure sehen sich nicht als Künstler, sondern als Handwerker“. In Ghana ist das so. Zufällig sehen sie sich aber in Nigeria durchaus als Künstler. Um gut Wetter zu machen, bedankte ich mich dafür, dass sie so offen Kritik an der Diktatur üben. Da wurden sie nochmals saurer und sagten: „Wir sind eine Demokratie.“ Dann sollte ich auf Wunsch der Veranstalter ansagen: „Morgen wird hier ein Film gezeigt, der in Berlin im typisch nigerianischen Stil gedreht wurde, das heißt, superschnell und superbillig.“ Eine Produzentin ist daraufhin richtiggehend ausgeflippt. Sie hatte wohl an ihrem letzten Film 15 Jahre gearbeitet, der Etat war 120 Millionen, es war Nigerias Antwort auf „Titanic“. Was für ein Tag. Und nun ist auch noch die Glosse zu lang.

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