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Skandal ums British Museum: Objekte im Antiquariat aufgetaucht
Seit 2013 werden Goldmünzen, Silberketten und Keramiken im British Museum vermisst. Wie der Aufsichtsrat mitteilte, sind einige Objekte wiedergefunden worden.
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Der Skandal um die Diebstähle im British Museum wird immer größer. Wie die Zeitung „Times“ unter Berufung auf Aufzeichnungen der weltberühmten Institution berichtete, werden bereits seit 2013 Hunderte Objekte vermisst. Darunter seien Goldmünzen, Silberketten und 540 Stücke Keramik, schrieb das Blatt am Donnerstag.
Nun sind einige von den hunderten gestohlenen Objekten nach Angaben des Aufsichtsratschefs George Osborne wiedergefunden worden. „Wir glauben, dass wir Opfer von Diebstählen über einen langen Zeitraum geworden sind. Und offen gestanden hätte mehr getan werden können, um sie zu verhindern“, sagte Osborne am Samstag dem Sender BBC Radio 4.
Er entschuldigte sich und versprach, man werde das wieder in Ordnung bringen. „Und ich kann Ihnen heute sagen: Wir haben angefangen, einige der gestohlenen Gegenstände wiederzufinden“, sagte Osborne. Er sprach von einem Silberstreif am Horizont. Seinen Angaben zufolge wird davon ausgegangen, dass rund 2000 Objekte verschwunden sind.
Auf die Frage, wo einige Gegenstände aufgetaucht seien, antwortete Osborne: „Einige Mitglieder der antiquarischen Gemeinschaft arbeiten aktiv mit uns zusammen.“ Es werde auch mit einer Datenbank für verlorene und gestohlene Kunstwerke zusammengearbeitet. Das British Museum in London besitzt Millionen Objekte zur Kulturgeschichte der Menschheit.
Die „Times“ betonte mit Blick auf den Aufzeichnungszeitraum seit 2013, es würden vermutlich noch weit mehr Gegenstände fehlen. Der Direktor des British Museum, Hartwig Fischer, trat angesichts der an die Öffentlichkeit gekommenen Diebstahlserie mit sofortiger Wirkung zurück.
„Die Verantwortung für dieses Versagen muss letztlich beim Direktor liegen“, sagte der Deutsche, der eigentlich erst im kommenden Jahr seinen Posten abgeben wollte.

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Der deutsche Kunsthistoriker Fischer war seit 2015 als bisher erster Ausländer Direktor des prestigeträchtigen Museums. Das 1753 gegründete British Museum ist eine der bekanntesten Ausstellungsstätten der Welt. Seine Sammlung umfasst rund acht Millionen Objekte, darunter ägyptische Mumien und der berühmte Rosetta-Stein, mit dessen Hilfe die Entschlüsselung der Hieroglyphen gelang.
Gegenstände aus dem 15. Jahrhundert vor Christus
Das British Museum hatte in der vergangenen Woche bekannt gegeben, dass mehrere Objekte gestohlen oder beschädigt worden seien. Unter anderem gehe es um Goldschmuck, Juwelen aus Halbedelsteinen und Glas. Die Gegenstände stammen den Angaben nach teilweise aus dem 15. Jahrhundert vor Christus bis zum 19. Jahrhundert nach Christus.
Im Verdacht steht ein früherer Mitarbeiter, der im Zusammenhang mit den Vorfällen entlassen wurde und gegen den rechtliche Schritte eingeleitet wurden. Medienberichten zufolge sollen deutlich mehr als 1000 Gegenstände über einen Zeitraum von mehreren Jahren gestohlen worden sein.
Zudem soll es bereits 2021 Hinweise gegeben haben, dass Objekte aus dem Museum auf einer Online-Auktionsplattform zum Verkauf angeboten wurden - die jedoch ignoriert worden seien.
Am Donnerstag teilte die Polizei mit, sie habe einen Mann befragt. Es habe keine Festnahme gegeben. Die Behörde machte keine weiteren Angaben. „Wir arbeiten eng mit dem British Museum zusammen und werden dies weiter so fortsetzen“, hieß es lediglich.
„Der Verdacht liegt nahe, dass es sich um einen möglichen Fall von Kleptomanie handelt“, zitierte die „Times“ eine Polizeiquelle. Demnach könnte ein mutmaßlicher Dieb seit mehr als 20 Jahren die Tresore des Museums geplündert haben. Dabei könne die Täterin oder der Täter ausgenutzt haben, dass die dort aufbewahrten Artefakte nicht oder nicht ausreichend katalogisiert waren.
Viele der fehlenden Objekte seien nicht öffentlich ausgestellt gewesen, sondern ohne zeitliche Beschränkung für Forschung zur Verfügung gestellt worden, sagte die Polizeiquelle der „Times“. Weil sie nicht ordentlich katalogisiert waren, sei es möglich gewesen, sie zunächst unbemerkt zu entwenden. Es sei zu befürchten, dass die Gegenstände online für einen Bruchteil des Wertes verkauft wurden.
Museumsdirektor Hartwig Fischer hatte am Mittwoch betont, er sei 2021 über den Diebstahlverdacht informiert worden. Damals seien alle vermissten Gegenstände aufgefunden worden. Eine Untersuchung habe dann 2022 ein größeres Ausmaß aufgedeckt, daraufhin sei die Polizei eingeschaltet worden. Zu dem neuen Bericht äußerte sich das Museum zunächst nicht. (dpa)
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