zum Hauptinhalt
Viel Grund zu feiern: Für Eric Clapton fängt mit 66 das Leben an. Sein Kultalbum "Layla" wird 40.

© dpa

Eric Clapton und "Layla": Im Alter besser denn je

Manche Geburtstage, sofern sie eng miteinander verbunden sind, feiert man am besten zusammen. Warum also jetzt nicht die von Layla und Eric? Dem Doppelalbum "Layla and Other Assorted Love Songs" und seinem Schöpfer Eric Clapton. H.P. Daniels huldigt beiden.

Kaum zu glauben, dass "Layla" inzwischen schon vierzig Jahre alt ist. Und das ohne etwas von der ursprünglichen Attraktivität verloren zu haben, seit die Platte von Derek And The Dominos im Winter 1970/71 zum ersten Mal veröffentlicht wurde. Vielleicht ist "Layla" über die Jahre sogar noch schöner geworden, in eleganter Zeitlosigkeit. Hinter dem Namen "Derek And The Dominos" verbarg sich damals Eric Clapton, der am heutigen Mittwoch, dem 30. März, sechsundsechzig Jahre alt wird.

Nach bejubelten Zeiten als junger Gitarrist bei den Yardbirds, John Mayall's Bluesbreakers, Cream und Blind Faith, hatte der eher scheue, schüchterne Clapton die Nase voll davon, Superstar zu sein und als gefeierter "Gitarrengott" immer wieder im grellen Rampenlicht stehen zu müssen. Da er das Gitarrespielen aber zu sehr liebte, um es aufzugeben, hatte er sich zunächst bei Konzerten des befreundeten amerikanischen Ehepaares Bonnie und Delaney Bramlett, in deren Band "Delaney and Bonnie and Friends" auf der Bühne in der hinteren Reihe versteckt.

Nachdem er daraufhin mit exquisiten Musikern der Band von Delaney and Bonnie, dem Bassisten Carl Radle, Drummer Jim Gordon und dem Organisten/Pianisten Bobby Whitlock sein erstes Soloalbum aufgenommen hatte, wollte er doch lieber nur "Mitspieler" in einer Band sein. Die hieß dann "Derek And The Dominos" und bestand zunächst wieder aus dem Quartett Radle, Gordon, Whitlock und Clapton.

Clapton litt schwer zu dieser Zeit unter seiner unerwiderten Liebe zu Pattie Boyd. Ausgerechnet die Ehefrau seines besten Freundes, des Ex-Beatles George Harrison, war das Ziel seiner Sehnsüchte. Aus dieser gequält melancholischen Gemütslage sind allerdings einige außerordentliche Songs entstanden, die Clapton im September 1969 in den South Criteria Studios in Miami, Florida, mit Derek and The Dominos aufnahm für das Album "Layla and Other Assorted Lovesongs": Die melodische Country-Pop-Nummer "I looked Away" mit diversen übereinander geschichteten traurig sirrenden Gitarren. Der langsame, in die Länge gezogene, beseelte "Bell Bottom Blues". Der zornig vibrierende Shuffle-Blues "Tell The Truth". Den für sich sprechende Titel "Why Does Love Got To Be So Sad". Sowie das sanft melancholische "I Am Yours".

Und natürlich das Titel- und Kernstück des Albums: "Layla", Claptons bis heute bekanntester Song. Den Titel dafür hatte er sich ausgeliehen von einem Werk des persischen Dichters Nizami Ganjavi aus dem 12. Jahrhundert: "The Story of Layla and Majnun". Auch eine Geschichte über unerwiderte Liebe, in die sich der unglückliche Clapton nur allzu gut einfühlen konnte.

So sahen sie aus: Derek and The Dominos (v.l.n.r. Jim Gordon, Carl Radle, Bobby Whitlock, Eric Clapton).
So sahen sie aus: Derek and The Dominos (v.l.n.r. Jim Gordon, Carl Radle, Bobby Whitlock, Eric Clapton).

© Promo

Die ursprüngliche Ballade hatte sich während der Studio-Session zu einer heftig treibenden Rocknummer gewandelt, nachdem Duane Allman, Gitarrist der amerikanischen Allman Brothers Band, als Gastmusiker zu Derek an The Dominos gestoßen war. Es heißt, Allman sei maßgeblich beteiligt gewesen an der Entwicklung des markanten Gitarrenthemas, auf dem der Song basiert, und das ihm seinen speziellen Charakter verleiht: Das rhythmisch und melodisch unwiderstehliche Riff aus etlichen ineinander gewobenen Gitarren, mit jeder Menge reizvoller "Hammer-Ons" und "Pull-Offs" und Allmans exquisiter Slide-Gitarre. Und schließlich ist da noch im zweiten Teil die von Jim Gordon kompononierte, minutenlange Klavier-Coda, über der Clapton und Allman feierlich weitere unzählige Gitarren jubilieren lassen.

Überhaupt hat die neue Freundschaft zwischen Clapton und Allman, ihre gegenseitige Bewunderung und ihr unbändiger Spaß, miteinander zu spielen, das ganze "Layla"-Album ungemein beflügelt und zu dem herausragenden Werk gemacht, das sich auch heute nach vierzig Jahren noch so gut anhört.

Natürlich ist zum 40. Geburtstag von "Layla" nun auch die unvermeidliche "Deluxe Edition" erschienen. Das originale Album wurde ergänzt durch eine "Bonus Disc" mit 13 weiteren Tracks, viele davon überflüssig, weil schon vorher woanders veröffentlicht. Ein paar lauwarme Sessions zum zweiten, nie erschienenen Album der Dominos, sowie wenig inspiriertes Gejamme. Die einzigen vorher noch nicht veröffentlichten Aufnahmen der "Bonus-CD" sind Live-Mitschnitte der "Johnny Cash TV Show" vom 5. November 1970: unter den vier Songs ist auch Chuck Willis' Doo-Wop-Nummer "It's Too Late", der ohne das Zusammenspiel mit Duane Allman allerdings das Feuer der Album-Version fehlt. Doch "Deluxe Edition" hin oder her, das Album "Layla And Other Assorted Lovesongs" hat den Test der Zeit fabelhaft überstanden, ist in Würde gealtert und wird vermutlich für immer Claptons bestes Album nach seiner Zeit mit "Cream" bleiben.

Auch Eric Clapton ist in Würde gealtert. Nachdem er seine Drogen- und Alkoholprobleme, die er ausführlich in seiner Autobiographie "Mein Leben" (Kiepenheuer & Witsch) beschreibt, in den Griff bekommen hat und in zweiter Ehe mit Frau und drei jungen Töchtern zum glücklichen Familienvater geworden ist. Wer würde ihm nicht sein spätes Glück gönnen. Nur, ob es mit diesem Glück zusammenhängt, dass seine Konzerte der letzten Jahre etwas kraftlos und langweilig geworden sind? Die Leidenschaft und Eindringlichkeit von "Layla", sowohl in seinem Gitarrenspiel wie im Ausdruck seiner Stimme hat er nie wieder erreicht. Herzlichen Glückwunsch Layla und Eric.

Zur Startseite