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Was machen wir heute?: Im Flakturm abkühlen

Wie eine Westberlinerin die Stadt erleben kann

Zum Sonnen geht es heute in den Humboldthain und zur Abkühlung zwischendurch in den Flakturm. Wärmer als zehn Grad ist es drinnen nicht, außerdem holprig, deshalb Flipflops aus und Turnschuhe an, einen Helm auf und hinein, dem Mann vom Verein Berliner Unterwelten hinterher. Er kann Sätze bilden, so lang wie Kurzgeschichten, und geht trotzdem nicht in ihnen verloren, außerdem scheint es nichts zu geben, was er nicht weiß über diesen Flakturm.

Errichtet wurde er im Winter 41/42, zwei andere Flaktürme standen schon in Friedrichshain und Tiergarten. Beauftragt hatte ihren Bau Adolf Hitler persönlich, und damit sie schnell fertig wurden, mussten Kriegsgefangene schuften. Die Flaktürme sollten den Stadtkern schützen, doch wenn sie feuerten, pro Minute acht bis zehn Schuss, mussten auch die Berliner Schutz suchen vor dem Flaksplitterhagel.

Jedes Detail im Flakturm zeugt vom Größenwahn der Nazis: die 20-Kilogramm-Türklinken, die auf dem Boden liegen, weil es die Tür nicht mehr gibt, ebenso wie die ausgestellten Nazi-Entwürfe zur Umnutzung der Flaktürme nach dem Krieg, zum Beispiel als Luftwaffenmuseum. Was die siegessicheren Nazis nicht ahnten, war, dass die Flaktürme am Ende vor allem der Zivilbevölkerung Schutz bieten würden.

Nach dem Krieg sollten die Türme möglichst schnell weg, und in Friedrichshain gelang das gut. Die Russen befüllten die Munitionskammern des Flakturms, auf Bildern sieht es aus, als spalte eine gewaltige Axt den Turm. Im Humboldthain klappte die Sprengung nur auf der Südseite des Turms, weil die Franzosen die Gleise nicht beschädigen wollten. Die Nordwand blieb stehen, die Trümmer daneben wurden aufgehäuft und begrünt. Am Ende der Führung steht man vor versprengten Trümmern, eingesunkenen Pfeilern und einem gewaltigen Hohlraum und damit direkt unter dem Park, in dem man gerade noch saß, und mit einem Mal ist die Sonne ganz fern. Verena Friederike Hasel

Touren durch den Flakturm Humboldthain dienstags um 11 Uhr, 13 Uhr und 15 Uhr, Info unter 49910518

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