Kultur: Im Kreis geredet
FILMPOLITIK
Bündnis ist, wenn eine „harmonische Stimmung“ herrscht und sonst nichts geschieht. Diesen Eindruck konnte man unlängst in Köln gewinnen. Kulturstaatsministerin Christina Weiss hatte zur fünften Sitzung des „Bündnis für den Film“ geladen. Die Veranstaltung war nicht öffentlich, abschließend gab es eine Pressekonferenz. Der Eindruck danach: nicht wichtiger Gedankenaustausch sollte vor der Öffentlichkeit geschützt werden, eher nationale Wettkämpfe im Phrasendreschen. Eigentlich entsprach das Statement, das Christina Weiss gab, ziemlich genau dem Text der Presseeinladung. Zungenbrecher wie die Forderung nach der „sehr viel höheren Flexibilisierung des Einsatzes der Fördermittel“ gingen ihr problemlos von den Lippen. Das eigentliche Politikum war die Forderung nach einem „solidarischen Akt“ der Fernsehanstalten, die die sinkenden Einnahmen der FFA ausgleichen sollen. Doch vor allem die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten hielten sich verständlicherweise bedeckt. Dabei soll das neue Filmförderungsgesetz schon zum 1. Januar 2004 in Kraft treten. Ein wichtiger Punkt kam erst gar nicht auf die Tagesordnung: Der brisante Plan, einer noch zu gründenden „Deutschen Filmakademie“ den „Deutschen Filmpreis“ zu übergeben. Einzelheiten der „Zusammenarbeit“ mochte Weiss nicht bekannt geben. Immerhin ist wohl klar: die Branche bestimmt allein. Eine Jury, in der bisher auch Filmkritiker und Vertreter der Bildungsarbeit sitzen, wird es nicht mehr geben. Tröstliches gab es als Antwort auf die Frage nach der Finanzierung: „Man hat uns versichert, dass die Akademie sich selbst finanzieren wird.“ Und dann ist Weiss verschwunden, auf dem Weg zum Flughafen. Eine Handvoll Pressevertreter bleibt ratlos zurück.
Josef Schnelle