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Golda Schultz wurde 1983 in Kapstadt geboren.

© Dario Acosta

Die Sopranistin Golda Schultz: In voller Blüte

Ein Abend nur mit Werken von Komponistinnen: Golda Schultz und ihr Klavierpartner Jonathan Ware begeistern im Berliner Pierre Boulez Saal.

Das ist einer dieser Abende, von denen man später seinen staunenden Mitmenschen berichtet: Ja, ich war dabei, als es für einen Aufritt von Golda Schultz noch Tickets an der Abendkasse gab. Und man die fantastische südafrikanische Sopranistin dann im familiären Ambiente des Pierre Boulez Saals erleben konnte, ganz aus der Nähe.

Das dürfte sehr bald nicht mehr der Fall sein. In Fachkreisen ist sie bereits als eine der besten Sängerinnen ihrer Generation bekannt, an der Wiener Staatsoper, der Mailänder Scala, in New York, Tokyo und Salzburg war sie schon engagiert – und wer sie einmal erlebt hat, der sagt es weiter, schwärmt vom Charme der Sängerin, von ihrer natürlichen Bühnenpräsenz und natürlich, vor allem, von der Schönheit dieser Ausnahmestimme.

Noten wie funkelnde Diamanten

Viel strahlendes Licht ist darin, ein funkelndes Feuerwerk der Obertöne und Klangfarben, aber auch eine enorme Power. Golda Schultz kann ihren lyrischen Sopran mühelos ins Kraftvoll- Prachtvolle weiten, kann dramatisch deklamieren und – mit interpretatorischer Absicht – auch richtig scharf werden.

Doch vor allem betört sie die Zuhörer:innen in den leisen Passagen, mit feinen Schattierungen, wenn sie einzelne Noten in wechselndem Licht erscheinen lässt, so als wären es geschliffene Steine, die man von verschiedenen Seiten beleuchtet.

Golda Schultz hat das Geschenk der Natur dankbar angenommen, die Überfülle des Wohllauts, und daraus die Verantwortung abgeleitet, dass sie besonders hart arbeiten muss, um dieses enorme Potenzial voll ausschöpfen zu können. Ihre Textverständlichkeit ist vorbildlich, ob sie auf Französisch, Englisch oder Deutsch singt, die Stimmtechnik sitzt perfekt, interpretatorisch gelingt ihr die Balance zwischen kunstvoller Künstlichkeit und authentischem Gefühl.

Im April erscheint ihr erstes Album

1983 in Kapstadt geboren, ging Golda Schultz zum Studium an die New Yorker Juilliard School und bekam ihr erstes Engagement im Opernstudio der Bayerischen Staatsoper. In München wurde sie anschließend ins Ensemble übernommen, seit 2018 ist sie freiberuflich unterwegs. Im April wird ihr erstes Album erscheinen, auf dem sie ausschließlich Kunstlieder von Komponistinnen singt. Diesen Raritäten-Reigen präsentiert sie jetzt bereits live in Berlin, begleitet vom Pianisten Jonathan Ware. Der ist ihr ein ebenbürtiger Partner, weil auch er seine Virtuosität ganz in den Dienst der Interpretation stellt.

Mit zwei Romantikerinnen geht es los, mit der 1819 geborenen Clara Schumann, die so viel mehr war als Roberts aufopferungsvolle Ehefrau, und der 1812 geborenen Emilie Mayer, deren Nachlass die Berliner Staatsbibliothek pflegt. Viel ist von Blumen die Rede in den vertonten Versen, und Golda Schultz lässt darum ihren Sopran erblühen, üppig, elegant, zartfühlend.

"Lorelei" und "Erlkönig" werden zu Minidramen

Doch die beiden Komponistinnen können auch opernhaft werden: Clara Schumanns „Lorelei“ und Emilie Mayers „Erlkönig“ entfachen deutlich mehr musiktheatralisches Feuer als die altbekannten Vertonungen der Herren Silcher respektive Schubert. Golda Schultz und Jonathan Ware haben hörbar Spaß daran, aus diesen Liedern veritable Minidramen zu machen.

Zu echten Entdeckungen werden dann zwei Klassikerinnen des 20. Jahrhunderts und eine Zeitgenossin: Da sind zum einen die expressiven, balladesken Klangerzählungen der Britin Rebecca Clarke und zum anderen die ernsten Lieder der legendären französischen Kompositionsprofessorin Nadia Boulanger, die ganz auf jenes akustische Parfum verzichten, das ihre männlichen Landesleute damals kultivierten. Und zum Finale singt Golda Schultz dann Ausschnitte aus einem Zyklus, den ihr die 1977 geborene Kathleen Tagg gewidmet hat: geistreiche musicalhafte Songs in der Manier von Stephen Sondheim, die sich um die Frage drehen, was es bedeutet, im 21. Jahrhundert eine Frau zu sein.

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