zum Hauptinhalt
Spielzeit 2025/26
Otieno und Evamaria Salcher
Credits Foto: Jasmin Schuller

© Jasmin Schuller

Interview mit dem Regisseur: Ulrich Matthes in „Der Fall McNeal“ am Deutschen Theater

Zum Saisonbeginn im September inszeniert András Dömötör ein Stück über einen Schriftsteller zwischen Künstlicher Intelligenz und Todesfurcht.

Von Simone Kaempf

Stand:

Jacob McNeal ist ein richtiges Arschloch. Ein egomaner Starautor, der erfährt, dass er den Nobelpreis erhält, aber für seinen neuen Roman mit KI und einem fremden Manuskript getrickst hat.

Zerstritten mit seinem Sohn. Aber auch todgeweiht, wie ihm seine Ärztin mitteilt, und irgendwie sogar sympathisch, wenn er konfrontiert mit der schlechten Nachricht, dem Tod auf die Spur kommen will.

„Der Fall McNeal“ von Ayad Akhtar ist geschrieben wie ein Kammerspiel, ein Well-made Play feinster Machart, uraufgeführt im vergangenen Jahr am New Yorker Broadway.

Der Regisseur András Dömötor inszeniert das Stück zur Saison-Eröffnung am Deutschen Theater.

Es lässt sich in eine Reihe stellen mit den Stücken „Prima Facie“ und „Das Dinner“, die er zuletzt am DT auf die Bühne gebracht hat. Spricht daraus eine Vorliebe für Konversationsstücke?

Der 47-Jährige winkt gleich freundlich ab, denn so einfach ist es nicht. „Man denkt, es ist ein Konversationsstück, aber es ist doch viel komplizierter, weil es im Stück verschiedene Realitäten gibt.“

Und überhaupt gilt sein Interesse nie zuerst einer bestimmten Theaterform. „Ich finde es im Theater nie gut, wenn es nur in eine Richtung geht und keine Ambivalenz hat, oder noch schlimmer, wenn es mit allen Details eine Ideologie unterstützt.“

Spielerischer Zugriff sei ihm wichtig, immer mit den Menschen im Mittelpunkt.

Als Regisseur hat Dömötor sich einen Namen damit gemacht, gut gebaute Dialogstoffe wie zuletzt „Das Dinner“ aufzubrechen und die Konflikte und moralischen Untiefen auszuloten.

Seit der Intendanz von Iris Laufenberg am Deutschen Theater ist er präsenter geworden, dabei arbeitet er eigentlich schon lange in Berlin.

Nach dem Schauspiel- und Regie-Studium in Budapest hospitierte er erst an der Schaubühne, arbeitete dann als Regisseur in Budapest.

Vor mittlerweile 12 Jahren begann er dann erst am Deutschen Theater und parallel auch am Maxim Gorki zu inszenieren. In Berlin sei er künstlerisch herangereift, sagt er.

„Bevor sich die Situation in Ungarn verschlechtert hat, war ich schon hier. Ich konnte hier arbeiten, und die Enge und Perspektivlosigkeit blieben mir erspart. Ich weiß, dass das ein Privileg ist.“

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

In Ungarn wurden Produktionen von ihm mit Preisen ausgezeichnet. Andererseits erlebte er, wie die Budapester Universität, an der er ausgebildet wurde, im Jahr 2020 unter Druck geriet und völlig verändert wurde.

Dass er immer noch in beiden Städten arbeiten kann, empfindet er aber als Bereicherung. Er nimmt Dinge in beide Richtungen mit.

Von Péter Nádas, einem von ihm sehr geschätzten Autoren, hat er im vergangenen Jahr den Roman „Der eigene Tod“ in Hamburg inszeniert.

Der Tod, aber auch machtgeprägte Vater-Sohn-Beziehungen oder totalitäre Bedrohungen sind Themen, die ihn sehr beschäftigen.

„Ich gehe immer davon aus, was ich persönlich erzählen will. Das ist mein Zugang und in ‚Der Fall McNeal‘ ist das natürlich nicht anders.“

Dass es im Stück um die von KI gefährdete Freiheit von Kunst geht, ist das eine, aber dass Jacob McNeal todkrank ist, halte er auch für wichtig, betont Dömötör.

Und so werde man diesen Jacob McNeal, gespielt von Ulrich Matthes, erleben, wie er ChatGPT für sich nutzt, aber sich die KI der Auseinandersetzung mit dem menschlichen Tod verweigert.

Neben Ulrich Matthes sind auch Andri Schenardi, Anja Schneider und Mercy Dorcas Otieno dabei. Ein Ensemble, von dem Dömötör schwärmt, und das im Mittelpunkt steht, auch wenn es viel Live-Kamera und Video-Projektionen geben wird.

Denn in Dömötörs Arbeiten kommen immer verschiedene Mittel zum Einsatz, öffnen sich ganz verschiedene Ebenen, alles andere als glatt, mit Ecken und Kanten versehen und doch in die Tiefe zielend.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })