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Das Bundesjazzorchester in Aktion

© Kai Bienert

Young Euro Classic: Jugend swingt

Auch das ist möglich beim Berliner Jugendorchestertreffen: Young Euro Classic heißt das Bundesjazzorchester und Michael Gibbs willkommen.

Er ist nervös, das gibt Michael Gibbs offen zu. Seit den 70-iger Jahren schon war er nicht mehr in Berlin zu Gast. Der Jazzmusiker, Komponist und Arrangeur ist eine Legende im Bigband-Geschäft, er steht für innovative Stücke und eine persönliche Handschrift. Umso größer ist die Erwartung an diesen Abend, der exklusiv für Young Euro Classic Songs aus dem Billy-Holiday-Songbook mit Kompositionen von Gibbs paart.  

Das Bundesjazzorchester, kurz BuJazzO, gilt seit 1988 als wichtiges und elitäres Forum für vielversprechende Jazztalente. Schon einige internationale Stars sind aus den Reihen des Ensembles hervorgegangen. Die Band unter der Leitung von Gibbs und Niels Klein spielt durchgehend auf hohem Niveau, die Bläsersätze sind tight, die Rhythmusgruppe swingt und die jungen Musiker:innen bringen exzellente Soli. Liebhaber von Bigband-Musik kommen bei vielschichtigen und teils raffinierten Arrangements auf ihre Kosten.

Trotzdem kann sich die Spielfreude nicht vollends aufs Publikum übertragen. Liegt das vielleicht daran, dass konzeptionell viele Stücke Balladen sind, langsame oder mittlere Tempi haben, und so hier und da etwas statisch geraten? Das Programm in seiner Ganzheit könnte sicherlich etwas mehr Binnenspannung vertragen. Die Auflockerung durch ein vierstimmiges Vokalensemble ist sehr willkommen, könnte aber noch etwas häufiger und vielfältiger erfolgen.

Es ist immer heikel, wenn der Sound in diesem Saal verstärkt wird

Schließlich soll, so Klein, der Abend mit Fokus auf Billie Holiday das Spannungsfeld von instrumentalem und vokalem Arrangieren ausloten. Vielleicht bereitet aber auch einfach die Atmosphäre des Konzerthauses einen schwierigen Ausgangspunkt zur Rezeption eines Bigband-Konzerts, bewegten und bunten Lichteffekten zum Trotz.

Die Herausforderungen fangen schon mit der Akustik an, die für klassische Ensembles konzipiert ist: Durch einen ungenügenden Mix der Soundtechnik wird das Konzerterlebnis deutlich getrübt. Der Frequenzbereich der tieferen Register ist im dichten Satz kaum durchhörbar, es gelingt kaum Bläser und Rhythmusgruppe klanglich zu fusionieren, das dynamische Spektrum ist limitiert und der Flügel klingt nach Gitarre. Versöhnen kann da nur die musikalische Kapazität der Band, die sich mit Ellingtons „Solitude“ in den Feierabend verabschiedet.

Kilian Scholla

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