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Kultur: Jungbrunnen

Joe Jackson weckt große Gefühle im Schiller-Theater

Wir sind schuld: Seit einem Jahr möchte Joe Jackson Deutsch lernen, aber alle antworten auf Englisch, wenn Berlins prominenter Neubürger seine rudimentären Sprachkenntnisse testet. Wer möchte es den Einheimischen verdenken, ist es doch ein reines Vergnügen, diesen aristokratischen Tonfall zu vernehmen. Im ausverkauften Schiller-Theater zeigt sich der 53-jährige Brite sichtlich gerührt von der Zuneigung, die ihm entgegenschlägt. Er macht es einem leicht, eröffnet mit einer angejazzten Variation seines größten Erfolgs „Steppin‘ out“ und führt durch ein Programm aus brandneuen Songs und solchen, die einen durch die Jahrzehnte begleitet haben. Sein perlendes Spiel auf dem Konzertflügel wird von zwei alten Weggefährten pointiert begleitet: Graham Maby am Bass und Drummer Dave Houghton waren schon 1979 auf der ersten Platte dabei und machen einen vorzüglichen Job.

Musikalisch ist die aufs Nötigste reduzierte Triobesetzung ein Jungbrunnen für Jacksons Songbook. Klassiker wie das aufmüpfige „Cancer“ mit fulminantem Pianosolo oder sein erster Hit „Is she really going out with him“ erstrahlen in begeisternder Klarheit, Balladen werden mit der gebührenden Inbrunst intoniert.

Mit einer großartigen Version von David Bowies „Scary Monsters“ zollt Jackson einem früheren Teilzeitberliner Tribut. Nach anderthalb Stunden noch mal große Gefühle mit „A Slow Song“, eine dieser verschatteten Großstadthymnen, auf die Elton John neidisch sein sollte. Stehende Ovationen sind das Mindeste, was Joe Jackson für diesen Auftritt verdient hat. Jörg Wunder

Jörg W, er

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