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© Georg Moritz

Kartenvorverkauf: Kaffee und Berlinale-Ticket zum Frühstück

Der Kartenvorverkauf hat begonnen: So mancher kam 16 Stunden vorher Schon am Mittag meldete die Kasse: Die ersten Filme sind ausverkauft.

Die Erste kam 16 Stunden zu früh. Für Montagmorgen, Punkt 10 Uhr, war die Öffnung der Kassen für die am Donnerstag beginnende Berlinale angekündigt, eine besonders eifrige Filmfreundin aber hatte sich schon am Vorabend gegen 18 Uhr vor dem Verkaufsstand in den Potsdamer-Platz-Arkaden eingerichtet, samt Isomatte und Verpflegung für die lange Nacht der Tickets, wie Michael Grimm, Leiter des Kartenbüros, am gestrigen Nachmittag zu berichten wusste, samt einer ersten Einschätzung der Nachfrage: „Fantastisch!“

Auf Berlins Kinoenthusiasten ist eben Verlass, und wenngleich solch extreme Ausdauer schon eine Rarität ist – auch andere Leinwandsüchtige hatten die Weisheit beherzigt, dass der frühe Vogel den Wurm fängt, und sich in tiefer Nacht zum Potsdamer Platz aufgemacht, wo man sicher sein kann, im Warmen zu warten. Manche hatten die Campingstühle der Sommersaison dabei, selbst Wartende beim Picknick wurden gesichtet, die rotweißkarierte Decke mit einem Frühstück dekoriert, daneben das Programmheft mit den markierten Terminen.

Nur ein Greenhorn unter den Festivalbesuchern reiht sich mit einem einzigen Kartenwunsch in die Warteschlange, die gegen halb elf sogar noch länger war als bei der Kassenöffnung, so jedenfalls der Eindruck von Michael Grimm, dem Hüter über die begehrten Billetts. Der Vollprofi unter den Berlinale-Fans rattert gleich eine ganze Reihen von Kartenwünschen herunter, lässt sich ellenlange Pappstreifen ausdrucken – und hat beim nachträglichen Sortieren dann auch keine Zeit, banale Fragen wie der nach der Dauer des Wartens zu beantworten.

Der Durchschnittskäufer ist aber auskunftsfreudiger: „Seit zwei Uhr nachts gewartet, auf dem roten Teppich geschlafen“ – dies hörte man am Morgen vor den Tickethäuschen. Die junge Frau dagegen, die eine Viertelstunde nach Kassenöffnung bereits zufrieden, mit je zwei Karten für fünf Filme, den Heimweg antritt, war erst seit sieben da und hatte doch alles bekommen, was sie wollte, sogar den Eröffnungsfilm „Tuan Yuan“ am Donnerstag im Zoo-Palast, nur kurz nach der Gala am Potsdamer Platz.

Dass sie nicht vergeblich warten würde, hatte sie schon an den elektronischen Anzeigen über den Kassen gesehen, die für die wichtigsten Filme Grün, Gelb oder Rot zeigen, je nachdem ob noch genügend Karten vorrätig sind, das Angebot knapp wird oder erschöpft ist. Solche „Viewer“ waren im Vorjahr eingeführt worden, vorher hatten die Leute vom Kartenverkauf immer nur rote Punkte auf die Programmplakate kleben können. „Die bekam man nur mühsam wieder ab, wenn später reservierte, doch ungenutzte Pressekarten zurückkamen und in den Verkauf gingen“, erzählt Michael Grimm. Am späten Nachmittag konnte er schon die ersten Vorstellungen als ausverkauft melden: Im Friedrichstadtpalast „Henri 4“, „Metropolis“, „Boxhagener Platz“, „Nine“ – alles weg. Auch einige Vorführungen in den Kiezkinos waren ausgebucht, und für die ersten Wettbewerbsfilme, etwa Polanskis „The Ghost“, Scorseses „Shutter Island“ und „My Name ist Khan“ mit Shah Rukh Khan wurde es eng. Allerdings, so Grimms Trost, auch für ausverkaufte Vorstellungen gebe es teilweise noch Karten an der Tageskasse.

 Andreas Conrad

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