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Eines von 131: Die Berliner Philharmoniker

© ddp

Orchester in Deutschland: Klangmacht in der Fläche

Erstmals seit 1992 wachsen die Orchester hierzulande wieder - im Westen zumindest. Die Deutsche Orchestervereinigung präsentiert aktuelle Zahlen.

Auf VW und die Deutsche Bank ist man ja im Ausland derzeit nicht so gut zu sprechen – ungebrochen dagegen ist die weltweite Bewunderung für die hiesige Klassikszene. 131 professionelle und öffentlich finanzierte Orchester leisten sich die deutschen Kommunen. 29 von ihnen sind reine Konzertformationen, 83 gehören zu Theatern oder Opernhäusern, außerdem gibt es 23 Rundfunk-Klangkörper und sieben Kammerorchester. Stolz kann Gerald Mertens, der Geschäftsführer der Deutschen Orchestervereinigung, am Mittwoch also die aktuellen Zahlen präsentieren. Denn der Abbau von Stellen konnte seit 2014 gebremst werden, in den westlichen Bundesländern war sogar erstmals seit 1992 ein leichtes Plus zu verzeichnen.

Damit sind derzeit 9114 Instrumentalisten bei Orchestern in Lohn und Brot. Hinzu kommen 539 Plätze für Nachwuchskräfte, die unter Anleitung der Profis im Anschluss an ihre Hochschulausbildung Praxiserfahrung sammeln können.

Wobei besonders die flächendeckende Versorgung mit Orchestern bemerkenswert ist: Ob in Annaberg oder Prenzlau, ob in Heilbronn, Gotha, Pforzheim, Lüneburg, Baden-Baden oder Bautzen – kaum ein Bürger muss hierzulande mehr als 30 Minuten fahren, um Klassik live zu erleben.

Besorgniserregend ist allerdings der Blick nach Ostdeutschland: Nicht nur, dass der übergroße Teil des Personalabbaus seit 1992 in den neuen Bundesländern erfolgte – seit dem Ende der DDR gingen 37,5 Prozent aller Stellen verloren –, dort wird heute auch zu oft unter Tarif bezahlt: Von den bundesweit 42 Orchestern, die teilweise erhebliche Gehaltseinbußen hinnehmen, um den Fortbestand ihrer Ensembles zu sichern, arbeiten 31 im Osten. Damit erbringen diese Musiker jährlich ein Sparvolumen von 36 Millionen Euro. Das vergessen die Politiker gerne, wenn sie, wie derzeit in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Thüringen wieder fordern, die Kulturinstitutionen müssten ihren Beitrag zur Haushaltskonsolidierung leisten.

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