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Kultur: Kölsch Deutschrock vom Stuhl aus

Verdammt lang her: Am Büdchen stehen und mit Kumpels Limo trinken. Dann bei der großen Schwester die neueste BAP-Platte hören.

Verdammt lang her: Am Büdchen stehen und mit Kumpels Limo trinken. Dann bei der großen Schwester die neueste BAP-Platte hören. Später auf den Konzerten konnte man gegen Atomkraft und Nachrüstug unterschreiben. Heute gibt es bei einem BAP-Konzert ein Wochenende mit Wolfgang Niedecken in Köln zu gewinnen oder die aktuelle BAP-Tourjacke. Eigentlich sollte die Tour zum aktuellen Album "Tonfilm" unplugged und mit Streichquartett stattfinden. Aber nachdem in diesem Jahr die letzten beiden Musiker der Originalbesetzung, der Keyboarder Axel "Effendi" Büchel und Leadgitarrist Klaus "Major" Heuser, die Band verlassen hatten, kam alles anders. Die klassische Untermalung fiel aus, nur bei der konzertanten Variante blieb es. Etwas ungewohnt dann auch die über 1200 Fans im ausverkauften HDK-Konzertsaal auf Stühlen sitzen zu sehen. Auch Niedecken sitzt, auf einem Barhocker. Akustikgitarre und Akkordeon lassen BAP ungewohnt entspannt und erwachsen klingen. Die neue Perkussionistin Sheryl Hackett mischt Latin-Groove in die Rock-Rhythmen. Eine große Thermoskanne mit Kaffee nebst Mineralwasser auf der Bühne kündet von gereifter Seriosität. Niedecken erzählt in breitem Kölsch Band-Anekdoten vom "Highway-Feeling auf der A 555 zwischen Wesseling und Bonn." Wie er zwischen den jüngeren Musikern sitzt, selbst kaum gealtert , ein deutscher Bono, ist er nun ganz alleine BAP. Und das reicht. Glückliche Gesichter im Publikum. Bei "Ne schöne Jrooss" stehen die ersten Fans auf, später bei "Verdamp lang her" fast der ganze Saal. Die Akustikgitarren sind verschwunden und BAP rocken wie eh und je. Aber Niedecken braucht nicht nur alte Songs herunterzuleiern, um betagte Fans zu begeistern. Auch die neuen Sachen werden mitgesungen. Vielleicht doch noch nicht so lange her - das alles.

Jan Kixmüller

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