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Jazzposaunist Nils Landgren traf bei diesem Konzert auf die Streicher von O Modernt.

© Kai Bienert

Young Euro Classic: Komm, wir feiern den Moment

Der Dirigent Hugo Ticciati, der Posaunist Nils Landgren und das schwedische O/Modernt-Ensemble sorgen für einen spannenden Abend bei Young Euro Classic.

Die Bühne des Konzerthauses ist in buntes Licht getaucht, als der Pianist Gwilym Simcock und der Posaunist Nils Landgren den Abend mit der Young Euro Classic-Festivalhymne von Iván Fischer eröffnen. Es wird ein anregendes Konzert auf bemerkenswertem musikalischem Niveau werden, bestimmt von ansteckender Verve und Spielfreude.

Für das Berliner Festival hat Hugo Ticciati sein schwedisches O/Modernt New Generation Orchestra mit einem Jazzquartett um den schwedischen Star Landgren fusioniert, zudem brilliert er gemeinsam mit der Pianistin Irina Zahharenkova und dem Klarinettisten Christoffer Sundqvist in Triobesetzung.

Ungewöhnliche Verbindungen über Grenzen hinweg

Das innovative Programm des Abends verbindet Arrangements (von Simcock und Johannes Marmén) und Originalkompositionen von Josquin des Préz, Igor Strawinski und Miles Davis. Alle drei waren schillernde Figuren der Musikgeschichte, deren Tode sich 2021 jeweils zum 500., 50., und 30. Mal jährten. Die Komponisten gelten als revolutionäre und polarisierende Wegbereiter musikalischer Innovation, wie Ticciati erklärt. Er sieht zudem bei ihnen deutliche Schnittstellen in Bezug auf modale Sprache und rhythmische Strukturen.

Ohne Frage ist es mittlerweile auch im klassischen Konzertbetrieb en vogue, ungewöhnliche Konzertformate zu konzipieren, verschiedenste Spielräume neu zu erschließen und Genregrenzen aufzuweichen. Gut gemeinte Versuche, klassische Musik für neue Zielgruppen zu erschließen bergen dabei immer die Gefahr, in banales Kompilieren zu verfallen, oberflächliche Klischees zu bedienen oder musikalische Qualität zu opfern. Umso beachtenswerter ist es wie gut das Konzept Ticciatis aufgeht – und einen künstlerischen Mehrwert generiert.

Die Werke gehen, ungeachtet scheinbarer stilistischer Grenzen, nahtlos ineinander über, verschiedene Ensemblegruppen werden geschickt kombiniert, die Spielfreude aller Musiker:innen reißt mit. Komposition, Arrangement und Improvisationen verschmelzen zu einer lebendigen Musizierpraxis. Stürmischer Applaus im gut besuchten Saal honoriert das ambitionierte Projekt der Schweden.

Kilian Scholla

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