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Kultur: Konzerthaus: Blaubarts Burg

Die Jugendorchester sorgen für frischen Wind im Berliner Musikleben. Nach den anregenden Abenden mit der Skandinavischen Jugendphilharmonie und dem Weltjugendorchester erfreute nun das Bundesjugendorchester mit Michele Carulli im leider schlecht besuchten Konzerthaus.

Die Jugendorchester sorgen für frischen Wind im Berliner Musikleben. Nach den anregenden Abenden mit der Skandinavischen Jugendphilharmonie und dem Weltjugendorchester erfreute nun das Bundesjugendorchester mit Michele Carulli im leider schlecht besuchten Konzerthaus. Der feinnervig und elegant dirigierende Carulli (Soloklarinettist an der Scala, Assistent von Sinopoli, Gastdirigent an der Römischen Oper) war für den erkrankten Heinz Holliger eingesprungen. Während das Jeunesses musicales Weltjugendorchester seinem Publikum mit starkem Sound und überrumpelnder Präzision auf den Leib gerückt war, schlug das Bundesjugendorchester einen subtileren Kurs ein, ohne es an Farbsinn und spielerischer Spontaneität fehlen zu lassen.

Etwas weniger virtuos sind die jungen Leute schon - aber was ihre musikalische Vorstellungskraft und Begeisterungsfähigkeit anbelangt, setzen sie einen in Erstaunen. Und das mit einem hoch komplizierten Programm! Schon das erste Vorspiel zum Wagnerschen "Lohengrin" wird mit gewaltloser Klarheit und Noblesse aufgeblättert. Und bei Debussys "La Mer" fehlt es nicht an flimmernder Transparenz. Nur die tänzerische Gestik, die vibrierende Rhythmik sind noch pointierter vorstellbar. Da deuten schon einige impressionistische Klangreize und hintergründige Färbungen auf Bartóks "Herzog Blaubarts Burg" hin, den Höhepunkt des Konzertes. Was etwas heißen will bei dieser sich nicht von selbst spielenden Oper mit der mythisch schillernden Musik, den symbolbeladenen Vorgängen auf der Burg mit den sieben geheimnisvollen Türen.

Auch ohne Inszenierung und Bühnenbild war es ein fesselndes Erlebnis. Die Momente eines eruptiven inneren Aufruhrs, eines menschlichen Glücksverlangens, Sehnens, Fehlverhaltens und Leidens ließen nicht unberührt. Mit expressiver Stimmschönheit und einer geradezu bedrohlichen Intensität legte Ulrike Helzel die Partie der Judith an, während Mihály Kálmándy das finstere Seelenreich des Blaubart mit berstend-kraftvollem Bariton und leicht dämonischem Gestus umriss.

Eckart Schwinger

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