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Kultur: Kronprinz Lear

Die Komische Oper ehrt Aribert Reimann

Ein grandioses Ereignis an der Komischen Oper liegt in diesem Januar 23 Jahre zurück: Harry Kupfers Inszenierung der Shakespeare-Oper „Lear“ von Aribert Reimann. Die Aufführung bleibt in Erinnerung, weil sie die Gültigkeit des Werks, seine Interpretationsbreite jenseits der Münchner Uraufführung mit Dietrich Fischer-Dieskau in der Titelrolle zum Triumph machte. Hier in Berlin war Werner Haseleu der Lear, und das Königsdrama spielte auf den Schultern derer, die die Sonne nicht sehen.

Schon damals gab es über die Mauer hinweg das, was Dramaturg Gerhard Müller einen „neuen Davidsbündlerverein“ nannte. Denn Reimann, der Westberliner, war seit seinem ersten Konzert 1976 – in Künstlerfreundschaft mit Siegfried Matthus – an der Behrenstraße heimisch.

Nun gibt sich das Haus die Ehre, dem Komponisten ein Festkonzert aus Anlass seines 70. Geburtstags zu bereiten, der indes erst auf den 4. März fällt. Es will ein Auftakt zu den Reimann-Feiern dieses Jahres sein und zeigen, dass der Davidsbündlerverein Bestand hat. „Ohne dich stünde ich heute nicht hier“, gesteht Intendant Andreas Homoki, der Reimann die ersten Kontakte zu Kupfer verdankt. Das Programm, das die Wahlverwandtschaft Reimanns mit Robert Schumann thematisiert, sollte von einer Laudatio Fischer-Dieskaus gekrönt werden, die der plötzlich Erkrankte absagen musste. Der Redetext, den Dramaturg Malte Krasting vorliest, beginnt mit dem blond gelockten jungen Mann, der Fischer-Dieskau 1958 als Korrepetitor empfohlen wurde. Er schreitet den gemeinsamen Künstlerweg der Freunde ab von den „konzertanten Geschenken“ der Liederabende bis zu den „Spuren der Lear-Dramatik“. Und er schildert, wie Sänger und ihre Stimmen dem Komponisten Leitsterne für sein Schaffen wurden, angefangen bei Elisabeth Grümmer. Das Orchester der Komischen Oper unter Stefan Soltesz beginnt mit Schumann und schließt Reimanns „Tarde“ nach einem Gedicht des Nobelpreisträgers Jiménez mit Melanie Walz an, deren Sopranpartie alle Frauenrollen des Opernkomponisten zu vereinen scheint. Derweil schmeichelt Christina Fassbender mit einem Bassflötensolo.

Schließlich kommt Reimanns innige Verbindung mit Schumann in der Instrumentierung von Klavierliedern und in den „Sieben Fragmenten für Orchester“ zum Ausdruck. Wie 1993 bekannt wurde, fand sich in Reimanns Familienbesitz die Krankenakte Schumanns: Der Bogen der „Fragmente“ spannt sich „in memoriam“ vom Aufgewühltsein bis zum Zitat als Hommage.

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