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Klein und laut. Peter Maffay, hier beim Tourstart in Hamburg, ist beides.

© Jörn Pollex/dpa

Peter Maffay in Berlin: Liebe, Freiheit, Motorräder

Peter Maffay rockt in Berlin mit Energie, formidabler Band und Wut auf Islamisten und Pegida. Dabei erinnert er manchmal fast ein wenig an Bruce Springsteen.

Schlag 20 Uhr fingern Scheinwerfer über 13 000 Besucher der O2 World. Gedonner, Gepolter, Gejubel. Heftig verzerrte Gitarrenakkorde. Und mittendrin ganz vorne steht drahtig und ledrig Peter Maffay im schwarzen, ärmellosen Wams, die muskulösen Arme mit schwarzen Ornamenten bis zur Halskrause tätowiert. Er knallt ein paar Takte in die weiße Stratocaster und singt: „Wir sind nicht die, die wir gestern waren.“ Rast hoch zum Drummer, vorbei an Bertram Engel, der soliden Rhythmus nagelt, und an Pascal Kravetz, der grollend orgelt. Die ganze Band rockt formidabel. Das sind keine Legionäre, die ihr Zeug runterspielen, sondern brillante Mitstreiter. „Niemals war es besser“ – der Songtitel wird sich bewahrheiten in den folgenden drei Stunden.

Maffay ist nicht mehr der verpönte „Schlagerfuzzi“ von einst, der 1982 noch im Vorprogramm der Stones von aufgebrachten Rock’n’Roll-Fans von der Bühne gepfiffen wurde. Darüber kann er heute selber lachen und drauf pfeifen. Und er kann sogar so tun, als wäre er schon seit 1970 ein Rock’n’Roller gewesen. Heute erinnern Energie und Kraft des 65-jährigen Maffay und seiner Band ein bisschen an Bruce Springsteen. Dazu ist alles perfekt arrangiert und choreografiert. Wenn drei Gitarristen gleichzeitig über die Laufstege nach vorne laufen – Peter Keller, Maffay und Carl Carlton sich treffliche Riffs und Soli zuspielen. Wenn aus der Kulisse plötzlich schattenhaft der Saxofonist Everett Harp auftaucht und schwer ins Horn pustet. Oder wenn nach einer wirbeligen Schlusscoda und tosendem Jubel der Fans, der Song plötzlich noch einmal einsetzt, sehr effektvoll zu umso heftigerem Rauschen im Saal.

Es komme ihm "das Kotzen", sagt Maffay

Chronologisch spielen sie fast alle Songs vom jüngsten Album „Wenn das so ist“. Krachledernen Rock, samtige Balladen und Hymnen zu Maffays Lieblingsthemen: Liebe, Freiheit, Motorräder. Wobei dem Springsteen mit seiner Poesie doch überlegen ist. Zwischendrin predigt Maffay über den Zustand der Welt. Es komme ihm das Kotzen, wenn Menschen aus der Geschichte nichts gelernt hätten. Er schimpft auf Islamisten und Pegida- Anhänger und lässt die Fans aufstehen als Zeichen gemeinsamer Entrüstung. Und wieder erinnert der Song an Springsteen: „Wenn das so ist“.

Dann spielen sie sauber hintereinander weg und reihum von den einzelnen Bandmitgliedern gesungen ein paar Gassenhauer der Rockgeschichte. Von Dion, Beatles, Stones, Neil Young, Elvis, Steppenwolf. Nette „Unplugged“-Versionen mit Minischlagzeug, Ken Taylor an akustischer Bassgitarre und Kravetz mit fröhlichen Cajun-Akkordeon. Dazwischen „Leben wie ich es mag“, Maffays knackig rockende Version von „Tulsa Time“. „Freiheit, die ich meine“ klingt in einem sonst makellosen Konzert merkwürdig verstimmt. Egal. Zum Schluss zur großen Freude der alten Fans noch ein paar der populärsten Hits: „Tiefer“, „Eiszeit“, „Über sieben Brücken“ und „Sonne in der Nacht“. Und so endet spät eine beeindruckende Rock-Show.

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