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Literatur: Erektion, Emanzipation

Ende einer Kindheit: Das Debüt von Pablo Ramos

Sommerstimmung am Rand von Buenos Aires; der 13-jährige Gabriel ist im Stadtteil Avellaneda zu Hause, in einem Loch ohne Sonne, fernab von wehmütigen Tangos, in der Nähe eines ölverschmutzten Bachs, der eines Tages in Brand gerät. In seinem Romandebüt erzählt der 1966 geborene Argentinier Pablo Ramos vom Ende einer Kindheit – in einer Sprache, die nicht nur die Vulgarismen der Straße aufnimmt, sondern zudem von einer poetischen Kraft beseelt ist, die in ihrer Einfachheit die persönliche Veränderung des jugendlichen Gabriel verblüffend präzise beschreibt.

„Der Ursprung der Traurigkeit“ ist ein kurzer, dichter, in drei Episoden angelegter Entwicklungsroman. Für Gabriel liegen Erektion und Emanzipation dicht beieinander. Und dem Schweigen seines zerbrechenden Elternhauses, der jovialen Überheblichkeit seiner Lehrerinnen setzt er ungehörte Fragen entgegen. Antworten findet er ausgerechnet bei anderen Randgestalten der Gesellschaft: dem skurrilen, melancholischen Grabwächter Rolando oder dem schwulen, einfühlsamen Künstler Fernando.

Traurigkeit geht einher mit Gabriels wachsender Erkenntnis, sie begleitet auch den sexuellen Reifeprozess, die Abnabelung von seiner Clique. Immer wieder blitzt darin aber auch ein wunderbarer, sprachlich manchmal hyperbolischer Humor auf. Hinreißend, wie Ramos es versteht, Abschied zu nehmen: „Es war das Ende, ich erlebte das Ende von dem, was ich gerade erzählt habe.“ Roman Rhode

Pablo Ramos: Der Ursprung der Traurigkeit. Roman. Aus dem Spanischen von Susanne Mende. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2007. 178 Seiten, 7,50 €.

Roman Rhode

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