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Kultur: Martenstein erforscht China und den Wowimenschen

Bei der Eröffnung stand ich draußen im Regen, vor dem Berlinale-Palast, und betrachtete die Garderobe der Promis. Höhepunkt der Veranstaltung war der Auftritt von Mutter Beimer, die sich in den Original-Umhang von Bela Lugosi aus dem Film „Dracula“ gehüllt hatte.

Bei der Eröffnung stand ich draußen im Regen, vor dem Berlinale-Palast, und betrachtete die Garderobe der Promis. Höhepunkt der Veranstaltung war der Auftritt von Mutter Beimer, die sich in den Original-Umhang von Bela Lugosi aus dem Film „Dracula“ gehüllt hatte. Einige Ehrengäste wollten vom Roten Teppich partout nicht Abschied nehmen, am extremsten in dieser Hinsicht war eine Chinesin, die außer künstlichen Wimpern praktisch nichts anhatte. Ich dachte: „Wegen der Chinesin muss Kosslick gleich die Feuerwehr rufen, freiwillig geht die nicht von den Fotografen weg.“ Dann erfuhr ich, dass sie Jurymitglied ist, sie habe in „Star Wars 3“ gespielt, den ich leider verpasst habe, und sei Playmate im nächsten Playboy. Außerdem gehört der Modeschöpfer Cerruti zur Jury, von dem der Satz überliefert ist, dass er so viele Kunstfilme nur aushalten kann, indem er schon früh am Morgen beginnt, zu trinken. Nächstes Jahr sollen übrigens die Filmexperten Gina Wild und Ralf Schumacher in die Jury.

Bei der Eröffnung gibt es immer Demos. Auch diesmal standen Leute mit einem Transparent herum. Es stand „Urlaubsfreiheit“ darauf. Eine der Demonstrantinnen sagte: „Wir sind eine Firma, die sich um Rundum-Urlaubsorganisation kümmert. Wir gießen sogar die Blumen.“ In diesem Land gibt es fünf Millionen Arbeitslose, und vor dem Berlinalepalast demonstrieren sie für das Grundrecht einer deutschen Geranie, regelmäßig gegossen zu werden! Die Eröffnung selbst war langweilig. Dieter Kosslick und ein Mensch namens „Wowi“ standen auf der Bühne und redeten über Filmförderung. Wenn Sie eine Party haben und die Gäste wollen nicht gehen – fangen Sie einfach ein Gespräch über Filmförderung an. Ich dachte: „Wowi, das klingt ja wie ein Hundename.“ Der Wowimensch sagte, Berlin sei sehr beliebt, sogar im Ausland.

Außerdem wurden draußen Extrablätter der „Bunten“ verteilt, auch dies ein Novum. Es hieß darin, Berlin sei besser als Hollywood, Beweis: Hollywood habe „den bösen Bush-Feind Michael Moore“, Berlin dagegen den fröhlichen Markus Maria Profitlich. Den kenne ich leider nicht, vielleicht ist es der Landesbank-Chef. Der Hinweis auf Bush war ein Beweis dafür, dass die „Bunte“ immer politischer wird, wie die Berlinale insgesamt.

Martenstein

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