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Besucher der Documenta stehen im Hallenbad Ost vor der Kunst des indonesischen Kollektivs Taring Padi.

© dpa

Maue Zahlen, weitere Kritik: Documenta zählt deutlich weniger Besucher als 2017

Am Sonntag ist die Documenta fifteen zu Ende gegangen. Es kamen 17 Prozent weniger nach Kassel als bei der Weltkunstausstellung vor fünf Jahren.

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Die am Sonntag zu Ende gegangene Documenta fifteen bilanziert 738.000 Besucher:innen. Das sei mehr als von den Veranstaltern erwartet, heißt es in einer Pressemitteilung. Allerdings kamen damit 17 Prozent weniger nach Kassel als bei der Weltkunstausstellung vor fünf Jahren, die 891.500 Menschen anlockte, und dazu 339. 000 weitere an den zweiten Standort in Athen.

Geschäftsführer Alexander Farenholtz findet die Bilanz dennoch zufriedenstellend: „Angesichts der Planung und Durchführung in Pandemiezeiten und der damit einhergehenden Rückgänge im Bereich Fern- und Gruppenreisen“ seien die Zahlen dennoch als Erfolg zu werten.

Gleichzeitig zog das Internationale Auschwitz-Komitee eine verheerende Bilanz des hunderttägigen Kunstfests. „Das trotzige Beharren vieler Verantwortlicher und der Rückzug hinter die Mauern der eigenen Arroganz“ sei zur traurigen Realität der Documenta geworden, sagte Exekutiv-Vizepräsident Christoph Heubner.

Die immer wieder inszenierte Kritik an der Existenz des Staates Israel habe „tief im altbekannten Sumpf antisemitischer Vorurteile“ gesteckt, so Heubner. Es sei nie begriffen worden, dass auch Menschen verletzt, diffamiert und ausgegrenzt würden, die dies in ihrer Familiengeschichte schon einmal bis zum bitteren Ende hätten erleben müssen. Die Documenta markiere eine Zeitenwende in Deutschland und entlarve viele politische Äußerungen als Lippenbekenntnisse.

Kassels Oberbürgermeister Christian Geselle (SPD) betonte bei einer Ansprache an Organisatoren, Künstler, Mitarbeiter und Besucher am Sonntagabend, die Documenta bleibe auch künftig in Kassel. „Das ist unser Wunsch und Wille“. Das indonesische Kuratorenkollektiv Ruangrupa kritisierte er scharf: Es müsse sich vorwerfen lassen, seiner Verantwortung in der Debatte nicht nachgekommen zu sein und einen offenen Dialog mit Kritikern gescheut zu haben.

Die Möglichkeit einer Kontextualisierung umstrittener Werke hätte Ruangrupa leichtfertig abgetan. „Das hat mich enttäuscht“, betonte der OB, der auch Aufsichtsratsvorsitzender der Documenta ist.

Bis zuletzt hatte die Künstlerische Leitung Kontextualisierungs-Forderungen des von den Documenta-Gesellschaftern eingerichteten Experten-Gremiums zurückgewiesen. Eine Arbeit mit antisemitischer Bildsprache war bereits kurz nach der Eröffnung Mitte Juni entdeckt und abgebaut worden.

Bekanntgegeben wurde auch der Termin für die 16. Documenta. Sie soll vom 12. Juni bis 19. September 2027 stattfinden. (Tsp/dpa)

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