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Elias Grandy dirigiert das Bundesjugendorchester im Konzerthaus.

© Kai Bienert

Konzert des Bundesjugendorchesters: Mit jeder Faser des Körpers

Elias Grandy gelingt der „Young Euro Classic“-Auftritt mit dem Bundesjugendorchester dank einer tollen Truppe auf einem enormen Niveau.

Was genau ein Dirigent so den lieben langen Abend macht, ist ja gar nicht so einfach zu erklären. Die Koordination der orchestralen Massen ist nur ein Nebenaspekt bei dem Job. Vor allem geht es darum, die Gedanken, die er sich zur Musik gemacht haben, wortlos zu vermitteln, ja mit jeder Faser des eigenen Körpers zu verströmen, auf dass sich die Interpretation quasi osmotisch auf die Musiker:innen übertragen kann. Und das ist genauso kompliziert wie es sich anhört.

Bei Auftritten mit Jugendorchestern verschiebt sich das Aufgabengebiet etwas mehr zur technischen Seite. Denn der Nachwuchs braucht natürlich mehr Hilfe bei der Bewältigung der Partituren, die die allermeisten zum ersten Mal spielen. Außerdem geht es für den Leiter darum, die schier grenzenlose Energie ihrer maximal motivierten Mitstreiter:innen künstlerisch zu kanalisieren. Also in die richtigen Bahnen zu lenken, ohne die juvenile Spontanität durch zu viel Drill abzuklemmen.

Elias Grandy, dem 39-jährigen Heidelberger Generalmusikdirektor, gelingt das gut bei seinem „Young Euro Classic“-Auftritt mit dem Bundesjugendorchester. Antonin Dvoraks Sinfonie „Aus der neuen Welt“ erstrahlt in kraftvoller Pracht, wenn sich das 80-köpfige Ensemble richtig schön wuchtig ins Fortissimo wirft, in der Schlusssteigerung des Kopfsatzes ebenso wie im „Allegro con fuoco“-Finale.

Enormes Niveau

Zum Herzstück des Werkes aber macht Grandy den langsamen Satz, indem er die tolle Truppe dazu bewegt, vom Jubel-Modus auf kollektive Konzentration umzuschalten. So entsteht eine Atmosphäre des zugewandten gegenseitigen Zuhörens, aus dem heraus die romantischen Melodien berührend erblühen können.

Auf was für einem enormen Niveau die zwischen 14 und 19 Jahren jungen Mitglieder des Bundesjugendorchesters musizieren, wird auch bei Einojuhani Rautavaaras „Requiem in Our Time“ deutlich. Als 25-Jähriger hat der Finne das Werk 1953 für Blechbläser und Schlagwerk komponiert, in einer herben und zugleich pathetischen Klangsprache, die bei einer so fokussierten Aufführung wie am Freitag im Konzerthaus dieselbe faszinierende Wirkung entfalten kann wie moderne Buntglasfenster in einer jahrhundertealten Kirche.

Nur beim Eröffnungsstück des Abends wird hörbar, dass hier keine erfahrenen Profis auf dem Podium sitzen. In Beethovens 3. „Leonoren“-Ouvertüre bleibt der komplexe Tonsatz oft recht rustikal, die Stimmen laufen lediglich parallel zueinander, statt zu einem großen Ganzen zu verschmelzen.

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