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Hält sich an die Regeln. Die Büste von Willy Millowitch in der Kölner Volksbühne am Rudolfplatz.

© imago

Moderate Regeln und hohe Auslastung: Warum der Konzertbetrieb in NRW besser anläuft als in Berlin

In Berlin gelten für Kulturevents rigide Hygieneregeln. Auch in NRW ist man vorsichtig. Doch die Veranstalter haben mehr Spielraum. Langsam zahlt sich das aus.

In Berlin gelten bei Veranstaltungen besonders rigide Hygieneregeln, zum Beispiel sind in der Philharmonie nach wie vor nur 600 Gäste erlaubt. In Nordrhein-Westfalen sind die Regeln für Theater und Konzertsäle deutlich moderater, die Obergrenze liegt hier bei immerhin 1000 Gästen, wird aber von den Veranstaltern jeweils den örtlichen Situationen angepasst und pragmatisch variiert.

Dennoch geisterte neulich durch die Kölner Presse der Alarmruf von „katastrophalen“ Einbrüchen beim Kartenverkauf und einem flächendeckend alarmierenden Trend, die Konzerthäuser – aus welchen Gründen auch immer – zu meiden. Der Kölner Intendant Louwrens Langevoort relativiert: Wir hatten bei 999 erlaubten Besuchern schon ein Konzert mit 700 Gästen. Das ist nicht der Untergang des Abendlands.“

Langevoort sieht zwar gewisse Anlaufschwierigkeiten, aber bei jeder Spielzeit sei zu Beginn die Nachfrage zunächst verhalten. Die Kölner Philharmonie versucht derzeit, laufend nachzujustieren. Die erlaubte, relativ enge Sitzordnung hat Louwrens Langevoort schnell in ein Schachbrettmuster umsortiert, denn „ein Teil des Publikums möchte die Distanz haben“.

Die Amphitheater-Architektur in Köln bietet für die Corona-Situation einige Vorteile, denn schon optisch umarmt sie die Künstler – und „wir haben einen Saal, der leer und voll die gleiche Akustik hat“.

Auch aus Dortmund kommen gelassene Auskünfte. Das Konzerthaus meldet bei den Abonnements einen Rückgang von nur fünfzehn Prozent, bei den Einzelkartenkunden wurde über den Sommer eher abgewartet. „Wir bemerken, dass der Verkauf aber jetzt merklich anzieht“, so der Dortmunder Intendant Raphael von Hoensbroech.

Düsseldorfer Intendant ist optimistisch

Es gab ein Saisoneröffnungskonzert, das ausverkauft war und für das eine Warteliste geführt wurde, sowie zwei Pop- und Folkkonzerte, bei denen jeweils nur rund 20 Plätze freiblieben. Einige weitere Konzerte im Herbst und Winter sind jetzt bereits ausverkauft.

Der Intendant ist optimistisch: „Wir haben kein gravierendes Verkaufsproblem. Man spürt sehr stark, dass unseren Besuchern Livemusik gefehlt hat. Und wir tun alles, damit sie diese bei uns entspannt genießen können.“

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Die Düsseldorfer Tonhalle öffnet für die maximal erlaubte Gästezahl, was nicht alle Konzerthäuser so machen. Dafür haben die Düsseldorfer zusätzlich eine Maskenpflicht auch während des Konzerts eingeführt.

Intendant Michael Becker: „Wenn unsere Kinder die Masken in der Schule bis zu acht Stunden aushalten, schaffen wir das auch. Es vermittelt ein deutlich höheres Sicherheitsgefühl.“

Das empfindet das Publikum offenbar auch so, denn bei den ersten drei Symphoniekonzerten lag die Auslastung durchgängig über 90 Prozent.

Karten für das nächste Symphoniekonzert werden zur heißen Ware

Eigentlich haben rund 1600 Gäste in der Tonhalle Platz. Mit der Beschränkung auf 1000 Gäste sind die Düsseldorfer für einige Konzerte allein schon mit dem sehr starken Abo ausgebucht und müssen im Freiverkauf sogar zurückbauen. In Düsseldorf hält der positive Trend hält an. Die Karten für das nächste Symphoniekonzert werden laut Pressestelle gehandelt wie „heiße Ware“, alle drei Konzerte sind ausverkauft.

Michael Becker sagt: „Ich denke, allmählich fassen die Gäste Mut und stellen fest, dass alle Rücksicht aufeinander nehmen. Wir haben das Glück sehr engagierter und treuer Abonnenten. Sie haben nicht nur während des Lockdowns 180 000 Euro gespendet, sie wollen auch weiterhin Konzerte besuchen. Mit der ,Obergrenze‘ von 1000 Gästen pro Konzert verlieren wir zwar Geld, aber wir freuen uns, dass so wenigstens unsere Abonnenten einen Platz haben.“

Auch die Essener Philharmonie meldet die ersten Saisonkonzerte als ausverkauft mit der neuen Platzkapazität von jetzt 600 Plätzen. Die kommenden Konzerte weisen laut Pressestelle täglich eine deutliche Steigerung der Verkaufs- beziehungsweise Reservierungszahlen aus.

Dazu Intendant Hein Mulders: „Wir merken gerade, dass die Nachfrage beim Publikum deutlich ansteigt. Mit zwei ausverkauften Sinfoniekonzerten zum Saisonstart hatte ich ehrlich gesagt gar nicht gerechnet. Insofern bin ich vorsichtig optimistisch, dass die Vorbehalte, die bei vielen sicher vorhanden sind, nach und nach schwinden.“

Regine Müller

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