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München: Neue Hauptsynagoge eröffnet

Nach dreijähriger Bauzeit ist die neue Münchner Hauptsynagoge eröffnet worden. Bundespräsident Horst Köhler verwies bei einem Festakt auf "den Traum, dass jüdisches Leben in Deutschland eines Tages wieder eine Selbstverständlichkeit ist".

München - Mit der neuen Hauptsynagoge erhalte die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern "weit mehr als bloß den Raum, den sie für ihre Arbeit braucht", sagte der Bundespräsident. Sie kehre damit auch sichtbar ins öffentliche Bewusstsein der Stadt zurück.

Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) sagte, Synagogen und jüdische Gemeinden seien "ein Zeichen für ein über sechs Jahrzehnte hin gewachsenes Vertrauen". Er fügte hinzu: "Wir sind dankbar für dieses Vertrauen und freuen uns, dass die Bürger jüdischen Glaubens in unserer Heimat wieder ein geistiges, kulturelles und religiöses Zentrum gefunden haben." Sie seien "eine große Bereicherung für unser Land".

Neubau ersetzt die 1938 zerstörte Synagoge

Die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, sprach von einem neuen Kapitel im Zusammenleben der Bürger. Die jüdische Gemeinde sei zurückgekehrt in das Herz Münchens. Der 9. November stelle nun auch die Brücke in eine gemeinsame Zukunft dar.

Mit der neuen Hauptsynagoge verfügt die jüdische Gemeinde nach fast sieben Jahrzehnten wieder über einen repräsentativen Bau im Zentrum Münchens. Der Neubau auf dem St.-Jakobs-Platz ersetzt die 1938 von den Nationalsozialisten abgerissene Synagoge an der Herzog-Max-Straße. Im Frühjahr soll außerdem ein neues Gemeindehaus fertig sein, in dem unter anderem ein großer Veranstaltungssaal, ein koscheres Restaurant, eine Grundschule, ein Kindergarten sowie ein Jugend- und Kulturzentrum untergebracht werden.

Der Bundespräsident betonte in seiner Rede: "Das neue Jüdische Zentrum, zu dem diese Synagoge gehört, schließt nicht allein eine städtebauliche Lücke, die seit dem Zweiten Weltkrieg offen geblieben war. Es hilft auch mit, die geistige und kulturelle Lücke zu überbrücken, die die Vertreibung und Ermordung der Münchner Juden gerissen hat."

Köhler: Lehren aus NS-Zeit wach halten

Köhler mahnte zugleich, man müsse die Lehren aus der NS-Zeit für alle Zeit wach halten. Er betonte: "Die Opfer zu vergessen oder ihr Schicksal zu relativieren, wäre ein neues Verbrechen an ihnen - und eine Versündigung an unserer eigenen Zukunft." Deshalb müsse dafür gesorgt werden, dass diese Auseinandersetzung mit der Geschichte in Schule und Gesellschaft lebendig bleibe.

Auch Stoiber forderte ein entschiedenes Eintreten gegen Antisemitismus. Dass die Israelitische Kultusgemeinde in unmittelbarer Nähe von Rathaus und Frauenkirche ein neues Zuhause gefunden habe, sei "ein Symbol der Heimkehr und des Neubeginns". Dies mache den 9. November 2006 "zu einem Tag der Hoffnung und Versöhnung für alle jüdischen und nichtjüdischen Mitbürger in unserem Land".

Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) sagte: "Heute vollendet sich ein langjähriger Prozess in einer glückhaften Weise: Münchens Jüdinnen und Juden sind im Wortsinn im Herzen der Stadt angekommen." (tso/ddp)

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