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Kultur: Musik in Berlin: Stille Pracht

MaerzMusik, die Erste: Aber bitte ohne Schuhe! Das verbindet ja auch irgendwie, wenn das erlesene, überschaubare Publikum in Socken auf die Bühne des Hebbel-Theaters geführt wird.

MaerzMusik, die Erste: Aber bitte ohne Schuhe! Das verbindet ja auch irgendwie, wenn das erlesene, überschaubare Publikum in Socken auf die Bühne des Hebbel-Theaters geführt wird. Noch stärker wird das Gemeinschaftsgefühl, wenn sich die Zuschauer im Kreis, zueinander gewandt hinsetzen. Ein spiralförmiger, begeh- und besetzbarer Raum in schwarz steht auf der Bühne. Seine eindrehenden Wände verjüngen sich nach oben hin, lassen das Raumgebilde oben offen. Ist das der Gehörkanal oder die Windungen jenseits der Ohrmuschel?

"kirschblüten.ohr." heißt der erste Musiktheaterabend des Festivals für aktuelle Musik. Die Uraufführung, konzipiert von Claudia Doderer (Raum) und Klaus Lang (Komposition), beschränkt sich im Hebbel-Theater auf Hören und Sehen im minimalen, abstrakten Sinn (heute um 18, 19, 21 und 22 Uhr). Geräusche und Klänge von Percussion-Instrumenten, singenden Sägen und halb gefüllten Gläsern dringen von allen Seiten an das Ohr, dezent, aber intensiv, vibrierend. Das ist der vollkommene Kontrast zu einem traditionellen Musiktheaterabend. Hier sitzt man im Halbdunkel und lauscht, alle halten ganz still, keiner will die Stimmung durch einen profanen Huster zerstören. So findet das eigentlich Theatralische im Publikum statt. Eine quadratische Lichtfläche im Zentrum des Sitzkreises erhellt von unten die Gesichter, Hände, weiße Socken der Zuhörer, als säße man um ein Lagerfeuer. Andächtige Blicke in den Bühnenhimmel, geschlossene Augen, gefaltete Hände. Hier werden Geschichten erzählt. Und plötzlich wird man im blauen Neonlicht gewahr, wie schön das silberne Haar des Sitznachbarn glänzt.

Cordula Däuper

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