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Der Pianist Rudolf Buchbinder leitet das RSB vom Flügel aus.

© Peter Meisel

Musikalisches Zwiegespräch: Rudolf Buchbinder im Konzerthaus

Im Berliner Konzerthaus am Gendarmenmarkt spielen sich Rudolf Buchbinder und das Rundfunk-Sinfonieorchester mit einem facettenreichen Programm in die Herzen des Publikums.

Von Justus Jansen

Stand:

,,Was für ein bewegender Abend!‘‘, raunt ein älterer Herr seiner Begleiterin zu, als sie aus dem Konzerthaus in die kühle Spätsommernacht treten. Da ist der letzte Ton des sonntäglichen Abends mit dem Pianisten Rudolf Buchbinder und dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin schon eine Weile verklungen. Das Publikum aber ist immer noch berauscht, von Joseph Haydns‘ Klavierkonzert in D-Dur, Wolfgang Amadeus Mozarts‘ c-moll-Klavierkonzert KV 491 und, nach der Pause, Beethovens Klavierkonzert in der gleichen Tonart. Bei Mozarts‘ Konzert handelt es sich um eines der seltenen Moll-Werke des Komponisten, mit ungewöhnlich dramatisch-herbem Charakter.

Womöglich war es Mozarts‘ Schaffen als Klaviervirtuose, das bei Haydn den Impuls auslöste, selber ein Konzert zu schreiben. Und auch Beethoven kannte und schätzte Mozarts Oeuvre, ließ sich vom Dialogischen in dessen spätem Klavierkonzert inspirieren.

Für dieses Programm der Verbindungen und Kontinuitäten ist Rudolf Buchbinder der ideale Interpret. Kritikerpapst Joachim Kaiser hatte den heute 76-jährigen Österreicher einst als ,,das größte pianistische Naturtalent‘‘ bezeichnet, zudem begnügt sich Buchbinder schon lange nicht mehr damit, die große Literatur einfach ,,nur‘‘ zu spielen, sondern er kennt als Notensammler mit einer umfassenden Privatkollektion die Handschriften der großen Meister genau, in jederlei Hinsicht. Kein Wunder also, dass man den Eindruck gewinnt, Buchbinder wäre mit jeder einzelnen Note privat befreundet.

Er kennt jeden Ton, weiß um jede Nuance, lässt kein Geheimnis unausgesprochen: Plötzlich wähnt sich der ganze Saal gemeinsam mit dem Pianisten in einer eigenartigen, schönen, zugleich aufregenden Intimität mit der Musik Haydns, Mozarts und Beethoven. Und bei aller Leichtigkeit verliert Buchbinders Spiel nie an Deutlichkeit.

Ebenso bravourös wie der vom Flügel aus dirigierende Solist spielt das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, das mit seinen präzisen Klängen so viel mehr ist als nur Begleiter eines großen Pianisten. Ein herrliches musikalisches Zwiegespräch, das an diesem Abend mit stehenden Ovationen und langem Applaus gefeiert wird.

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