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Das Berliner Ensemble ist mit Mobbing-Vorwürfen konfrontiert.

© imago/Müller-Stauffenberg

Nach Machtmissbrauchs-Vorwürfen : Die Maskenchefin des Berliner Ensembles wird freigestellt

Zahlreiche Maskenbildnerinnen haben ihrer Chefin Mobbing vorgeworfen, das BE wiegelte zunächst ab. Nun soll der Fall neu aufgearbeitet werden.

Stand:

Die Leiterin der Maskenabteilung des Berliner Ensembles muss ihre Arbeit vorerst ruhen lassen. Das gab der Intendant Oliver Reese am Freitag in einem Schreiben an die Belegschaft des Theaters bekannt, wie der „Spiegel“ berichtet.

Ende der vergangenen Woche hatte „Der Spiegel“ eine Recherche über mutmaßliche Missstände in der Maskenabteilung des BE veröffentlicht und bezog sich dabei unter anderem auf Aussagen von 16 ehemaligen und aktuellen Mitarbeiterinnen. Die Frauen schilderten Schikane durch die Chefin, unter der insbesondere Mütter zu leiden gehabt hätten. Man habe von den Frauen ständige Verfügbarkeit verlangt, das Arbeitsumfeld sei von Herabwürdigung, Kontrolle und Einschüchterung bestimmt gewesen.

Das Berliner Ensemble hatte nach der Veröffentlichung der Vorwürfe zunächst bestritten, dass es aktuell noch Probleme in der Abteilung gebe. Man habe die Beschwerden der Mitarbeiterinnen „sehr ernst genommen“ und mit Coachings und Mediationsverfahren darauf reagiert, hieß in einem Statement. Zuletzt habe es Ende 2024 ein Gespräch der Geschäftsführung mit der gesamten Maskenabteilung gegeben, in dem sich die Beteiligten positiv über die gegenwärtige Stimmung im Team und am Haus geäußert hätten. Der Darstellung im „Spiegel“ widerspricht das. Dort heißt es, aktuell stünden wieder mehrere Maskenbildnerinnen kurz davor, das Haus aufgrund der Behandlung durch die Chefin zu verlassen.

Solidarisierung mit den Maskenbildnerinnen

Die Freistellung lässt nun auf ein Umdenken in der Führungsebene des BE schließen. Die Theaterleitung arbeite eng mit dem Betriebsrat daran, um die Anschuldigungen aufzuarbeiten, heißt es in dem Schreiben an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Theaters.

Seit den Enthüllungen im „Spiegel“ gab es verschiedene Protestaktionen gegen die abwiegelnde Haltung des BE.

Am Weltfrauentrag hatten Aktivistinnen der Gruppe „BertiBrichtUltras“ kurz nach dem Ende der ausverkauften Vorstellung von „It’s Britney Bitch“ von Lena Brasch und Sina Martens Flyer mit der Aufschrift „Wenn die Wahrheit zu schwach ist, sich zu verteidigen, muss sie zum Angriff übergehen. Gegen patriarchale Machtstrukturen am Theater!“ von den oberen Rängen in den Innenraum des Theaters geworfen. Die Bronzestatue von Bertolt Brecht vor dem Haus wurde mit einem Knebel versehen und darunter ein Banner mit dem Spruch „Viel ist schon gewonnen, wenn nur einer aufsteht und ‚Nein‘ sagt“ angebracht.

Jorinde Dröse und Claude de Demo, die Theatermacherinnen der feministischen Inszenierung „#Motherfuckinghood“ hatten sich mit den mutmaßlich betroffenen Maskenbildnerinnen solidarisiert und ihr Stück vorerst vom Spielplan genommen. (crei)

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