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Naumburger Dom: Ende vom Unesco-Bann für das Triegel-Altarbild
Die drohende Streichung von der Liste des Weltkulturerbes ist abgewendet.
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Die zu DDR-Zeiten entstandene „Leipziger Schule“ der Malerei hatte sich ganz der figürlichen Darstellung gewidmet, und in diesem Sinne malt auch Michael Triegel. Der Schüler von Arno Rink an der Leipziger Hochschule hatte bereits mehrfach Gemälde für Kirchen geschaffen, als er im vergangenen Sommer mit seinem Altarbild im Naumburger Dom bundesweit bekannt wurde.
An der Stelle eines 1541 vom reformatorischen Bildersturm beseitigten Bildes von Lucas Cranach d.Ä., möglicherweise mit einer Mariendarstellung, hat Triegel seinerseits eine Maria mit Kind gemalt, umgeben von heiligen und weniger heiligen Figuren, darunter der Widerständler Dietrich Bonhoeffer, aber auch ein älterer Hippie mit Basecap.
Vermeintlich störte das Altarbild das Ensemble
Der Naumburger Dom erlebte seit der Einweihung des neuen Altarbildes einen regelrechten Besucheransturm. Nicht nur das Publikum, auch die Fachöffentlichkeit waren angetan. Nur nicht Icomos, der Internationale Rat für Denkmalpflege, dessen deutsche Sachverständige die Entfernung des Triegel-Bildes forderten, weil es ihrer Meinung nach den freien Blick auf die gotischen Steinfiguren der Uta von Naumburg und ihres Gemahls hinderten.
Icomos arbeitet der Unesco zu, und deren Weltkulturerbe-Siegel, gerade erst vier Jahre zuvor dem Naumburger Dom nicht zuletzt für die hochbedeutenden gotischen Skulpturen verliehen, stand nunmehr in Gefahr. Also wurde das Altarbild noch vor Jahresende wieder entfernt; es befindet sich nach Station in Paderborn derzeit in Klosterneuburg bei Wien.
Von dort kann es jetzt zurückkehren: Die Unesco hat ihren Bannfluch widerrufen. Ohne Erklärung zwar, und eine Entschuldigung für ergangenes Ungemach sucht die Naumburger Domgemeinde als Auftraggeber Triegels ohnehin vergeblich. Aber egal, das Altarbild – oder genauer: die Mitteltafel zu den beiden Seitenflügeln von der Hand Cranachs, die erhalten blieben – kann wieder an seinen Platz zurückkehren.
Es ist der Platz, der 481 Jahre lang leer war, nachdem Cranachs Gemälde überhaupt erst 1519 und damit 22 Jahre vor seiner Beseitigung entstanden war. Doch gerade in der Reformationszeit gab es Veränderungen, die nicht überliefert sind. In Naumburg wird jedenfalls in Kürze erneut zu sehen sein, was heutige Malerei im kirchlichen Raum vermag. Horst Bredekamp, der eminente Berliner Kunsthistoriker, nannte Triegels Werk und seine Wirkung im Raum jedenfalls „ein Erlebnis“.
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