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Debatte um Russland-Boykott: Netrebko-Konzert in Stuttgart abgesagt
Aus von Seiten des württembergischen Finanzministeriums: Die russische Operndiva Anna Netrebko soll nicht auftreten. Nicht vorstellbar während des Kriegs in der Ukraine, heißt es.
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Ein geplantes Konzert der russischen Star-Sopranistin Anna Netrebko vor dem Neuen Schloss in Stuttgart ist ersatzlos abgesagt worden. Der Grund hierfür sei die Absage des Landesbetriebs Vermögen und Bau Baden-Württemberg, teilten die Veranstalter mit. Die Debatte über den Boykott russischer Künstler:innen wegen des russischen Kriegs gegen die Ukraine nimmt damit womöglich neu Fahrt auf.
„Wir bedauern die Entscheidung des Landesbetriebs Vermögen und Bau Baden-Württemberg und die damit einhergehende Absage des Konzertes sehr“, schrieben sie. Die 50-jährige Netrebko sollte ursprünglich am 3. September gemeinsam mit ihrem Ehemann, dem Tenor Yusif Eyvazov (45), in Stuttgart auftreten. Der Landesbetrieb Vermögen und Bau gehört zum baden-württembergischen Finanzministerium und verwaltet unter anderem die Staatlichen Schlösser und Gärten.
Die Veranstalter teilten ausdrücklich mit: „Die Einschätzung des Finanzministers Danyal Bayaz, wonach die Durchführung des Konzertes für "die Landeshauptstadt Stuttgart [.] eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung bis hin zu Straftaten und Ausschreitungen" führen würde, teilen wir als Veranstalter nicht.“
Landesfinanzminister Danyal Bayaz (Grüne) hatte Netrebko im März vorgeworfen, sich nicht eindeutig vom russischen Präsidenten Wladimir Putin zu distanzieren. Solange sie sich nicht „glaubwürdig“ distanziere, werde sie im September nicht im Ehrenhof des Neuen Schlosses singen, sagte Bayaz damals den „Stuttgarter Nachrichten“ und der „Stuttgarter Zeitung“.
Netrebko hatte sich zwischenzeitlich zwar öffentlich gegen den Ukraine-Krieg ausgesprochen - nicht aber deutlich gegen Putin.
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Sie tritt inzwischen wieder vielfach auf, nachdem kurz nach Kriegsbeginn zunächst etliche ihrer Auftritte gecancelt worden waren und sie auch ihrerseits Auftritte abgesagt hatte. In der Debatte über den Boykott russischer Künstler:innen hatten vor allem der explizite Putin-Freund Valery Gergiev und Anna Netrebko im Fokus gestanden.
Vergangene Woche hatte das baden-württembergische Finanzministerium mitgeteilt, dass es einen Auftritt der Sängerin nicht für vorstellbar halte, während der Krieg in der Ukraine tobt. Wie die „Stuttgarter Zeitung“ berichtet, sehen die Veranstalter von einer Klage gegen das Land allerdings ab. Auch eine andere Spielstätte, die sich nicht im Besitz des Landes befinde, werde demnach nicht gesucht.
Die bereits gekauften Tickets für das Konzert könnten bei der Vorverkaufsstelle zurückgegeben werden, hieß es weiter. (dpa/Tsp)
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