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Neuer Generaldirektor für tschechisches Fernsehen: Jan Soucek will Rundfunkbeitrag nach deutschem Vorbild
Der tschechische Rundfunk braucht Geld. Die Rundfunkgebühr beträgt 5,70 Euro seit 2008.
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Das öffentlich-rechtliche Fernsehen in Tschechien bekommt nach zwölf Jahren einen neuen Generaldirektor. Der bisherige Leiter des Sender-Studios in Brünn (Brno), Jan Soucek, setzte sich am Mittwochabend bei der Intendantenwahl überraschend gegen den Amtsinhaber und Favoriten Petr Dvorak durch. In ersten Interviews kündigte er am Donnerstag eine maximale Ausrichtung auf Online wie die eigene Mediathek „iVysilani“ an. Soucek übernimmt den Posten Anfang Oktober für sechs Jahre. Medienexperten nannten den Wechsel an der Spitze eine „Überraschung“.
Deutsches Vorbild
Der künftige Generaldirektor sprach sich auch für ein neues Finanzierungsmodell aus. Er plädierte für einen geräteunabhängigen Rundfunkbeitrag als Ersatz für das bisherige Gebührenmodell. „Es wäre optimal, wenn Tschechien den Weg geht, den Deutschland bereits gegangen ist“, sagte der 48-Jährige. Bisher ist es in Tschechien so, dass sich die Gebühren auf Fernsehgeräte beziehen. In Deutschland wird der Rundfunkbeitrag - monatlich 18,36 Euro - hingegen pro Haushalt oder Firma erhoben, also unabhängig von TV-Geräten.
Das deutsche Finanzierungsmodell für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk macht Schule in Europa. Auch Österreich hat es vor kurzem eingeführt. Die Erwartung ist immer dieselbe: mehr Geld für die beitragsfinanzierten Sender. Das hat in Deutschland zunächst funktioniert. Die Rundfunkgebühr wurde zum 1. Januar 2013 auf den Rundfunkbeitrag umgestellt, was zu einer „wundersamen Brotvermehrung“ für ARD, ZDF und Deutschlandradio führte. Der Beitrag konnte 2015 von 17,98 auf 17,50 Euro gesenkt werden. 2021 stieg er aber wieder und zwar auf 18,36 Euro
Das Tschechische Fernsehen (CT) verfügt in diesem Jahr über ein Budget von umgerechnet mehr als 300 Millionen Euro und beschäftigt knapp 3000 Mitarbeiter, musste aber zuletzt Einschnitte wie die Einstellung des Seniorenprogramms CT3 machen. Die Rundfunkgebühr von monatlich umgerechnet 5,70 Euro wurde seit 2008 nicht erhöht.
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