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Elektrisch wie akustisch umwerfend. Sängerin und Bassistin Esperanza Spalding.

© AFP

Esperanza Spalding: Neues Album per Livestream

Die Jazzmusikerin Esperanza Spalding wagt sich an ein Echtzeitprojekt. Sie wird ihr neues Studioalbum improvisieren - und sich dabei per Livestream begleiten lassen.

Von Gregor Dotzauer

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Unter Echtzeitkunst versteht jeder etwas anderes. Für die Malerei hat sie Henri-Georges Clouzots Dokumentarfilm „Le mystère Picasso“ aus dem Jahr 1956 definiert, als er den Arbeitsprozess des Meisters auf einer gläsernen Leinwand mitsamt allen Korrekturen und Übermalungen festhielt. In der Literatur versuchte zuletzt Tilman Rammstedt mit seinem über WhatsApp vertriebenen und Tag um Tag fortgeführten Roman „Morgen mehr“ seinen zu Kommentaren aufgeforderten Lesern Einblick in den Schreibprozess zu geben. Im Film hat Kiefer Sutherland mit der Serie „24“ zum ersten Mal Erzählzeit und erzählte Zeit sekundengenau zur Deckung gebracht. Und an den Rändern der Berliner Jazzszene hat sich eine Improvisationsweise herausgebildet, die für sich den Namen Echtzeitmusik beansprucht.

Das Projekt, das die amerikanische Bassistin und Sängerin Esperanza Spalding jetzt ankündigt, führt Live-Erlebnis und soziale Medien noch einmal anders zusammen. Vom 12. September um neun Uhr morgens an lässt sie sich genau 77 Stunden lang auf Facebook beim Komponieren und Einspielen eines neuen Albums über die Schulter schauen. Nicht eine einzige Textzeile, verspricht sie, sei vorbereitet, und jeder Ton im Studio werde spontan entstehen. Doch am Ende soll eine CD stehen, deren Auflage auf 7777 Exemplare begrenzt ist – jedes einzelne davon nummeriert, signiert und mit einer während dieser Stunden entstandenen Skizze versehen. Kostenpunkt der günstigsten Version: 50 Dollar. Name des Projekts: „Exposure“. Ein Bösewicht, wer dabei an Big Brother denkt.

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„Ich kann absehen“, erklärt Spalding, die mit ihren 33 Jahren auf eine atemberaubende Jazzkarriere zurückblicken kann, „dass der kreative Prozess vor einem Live-Publikum dem Ganzen Spannung und eine eigene Inspiration verleihen wird. Zu wissen, dass dir jemand zusieht und zuhört, beschwört eine Art von Energie herauf, die dich nicht scheitern lässt, weil die Notwendigkeit weiterzumachen, eine andere Tiefe deiner Möglichkeiten hervorholt, die du nicht erreichst, wenn du weißt, dass du am nächsten Tag noch einmal von vorne anfangen kannst.“

Deutsche Zuschauer haben übrigens den Vorteil, dass sie neun Stunden hinter der Pacific Time liegen, die für Esperanza Spalding das Maß der Dinge ist. Sie können sich ganz bequem ab 18 Uhr vor den Rechner setzen und das Entstehen des Wunderwerks begleiten.

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