zum Hauptinhalt

Kultur: No Pasta!

Panorama: In Brad Andersons „The Machinist“ gerät Christian Bale an den Rand des Wahnsinns

Das soll Christian Bale sein? Bale, dieser gutaussehende, gestählte, gebräunte Schauspieler aus „American Psycho“ und „Laurel Canyon“? Man traut seinen Augen nicht: Was da in Brad Andersons „The Machinist“ über die Leinwand schleicht, ist ein ausgemergeltes Knochengerüst mit schwarzen Ringen unter den Augen. Ein Gespenst seiner selbst. Ein lebendiger Toter. Sein Gang wirkt wackelig. Seine Artikulation ist langsam und brüchig. Dieser Mann ruft, man muss es so sagen, Erinnerungen an die Bilder von KZ-Häftlingen wach. Charlize Therons Metamorphose in „Monster“ war ein Faschingsauftritt dagegen.

Christian Bale, der sich für diese Rolle über 20 Kilo abgehungert hat, spielt Trevor Reznik. Reznik ist Fabrikarbeiter. Tagsüber steht er in einer dunklen Halle an der Werkbank. Nachts hängt er an einer Flughafenbar ab oder verbringt Zeit mit der Prostituierten Stevie (Jennifer Jason Leigh). Schlaf? Hat er keinen. Seit einem Jahr hat Reznik kein Auge zugetan: Der schlaflose Kerl somnambuliert sich durch sein trauriges Dasein. Ein Mann am Rande des Nervenzusammenbruchs.

Es kann also gut sein, dass bei diesem Typen – und seiner Erzählung – manches nicht stimmt. Warum blickt er immer genau um 1.30 Uhr nachts auf die Uhr? Warum gelangt er immer wieder an dunkle Tunnels oder Weggabelungen, die ihm eine Entscheidung abverlangen? Was hat es mit den ständig wiederkehrenden Fischen auf sich? Und wer ist überhaupt dieser wuchtige Mann mit Glatze und Lederjacke, der aussieht wie Brando in „Apocalypse Now“ und der Attribute des Teufels mit sich trägt?

Andersons Film ist wie eine kinematographische Schnitzeljagd angelegt. Auf dem Handlungspfad liegen Hinweise aus, die bei der Lösung des Rätsels behilflich sind. Man muss daher immer auf der Hut sein, wenn die Kamera Plakate und Aufschriften in den Blick rückt. Auf dem Eingang einer Achterbahn steht „Route 666“, ein Verweis auf den Highway zur Hölle. „Pure Lye“ ist auf einer Seifenpackung zu lesen und deutet auf eine Lüge hin. Und der Dostojewski-Titel „Crime und Punishment“, Verbrechen und Strafe, kommt ebenfalls vor.

Je weiter die Handlung ausgerollt wird, desto beklemmender und ungemütlicher entwickelt sie sich. Reznik bewegt sich immer panischer durch seinen amerikanischen Alptraum, den der Kameramann Xavi Giménez in faszinierend kalten und entsättigten Cinemascope-Bildern vor uns ausbreitet. Vielleicht geht die Geschichte ein wenig zu glatt auf. Vielleicht hätte ein ambivalenter Rest der Wirkung des Films gut getan. Zumindest wissen wir am Ende, warum Christian Bale sich der Radikalkur unterzogen hat.

Heute 17 Uhr (International), 13.2. 21.30 Uhr (Zoo Palast), 14.2. 14 Uhr (Cinemaxx 7), 15.2. 20.30 Uhr (Cinemaxx 7)

Julian Hanich

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false