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Friedenspreis: Nominierung Politkowskajas "nicht ungewöhnlich"

Die im letzten Jahr erschossene russische Journalistin Anna Politkowskaja ist offenbar Favoritin bei der Vergabe des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels.

Frankfurt/Main - Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels will Anfang März beraten, ob die ermordete russische Journalistin Anna Politkowskaja posthum den Friedenspreis bekommt. "Wir sind gerade in der Phase, in der wir Vorschläge sammeln", sagte Friedenspreis-Referent Martin Schult. Anfang März tritt die Jury zusammen, die ihre Entscheidung im Juni bekannt geben will. Nach Angaben des Börsenvereins werden jährlich zwischen 80 und 150 Vorschläge eingereicht.

"Es kommt immer wieder vor, dass Menschen nach ihrem Tod vorgeschlagen werden", sagte Schult. Eine Gruppe von Frankfurter Publizisten und Historikern hatte Ende letzter Woche angekündigt, die im Oktober 2006 ermordete Journalistin für den Friedenspreis vorschlagen zu wollen.

Auszeichnung auch nach dem Tod möglich

Die Statuten sähen vor, dass auch Persönlichkeiten nach ihrem Tod mit dem Preis geehrt werden könnten, sagte Schult. Schon einmal war ein Schriftsteller posthum ausgezeichnet worden: 1972 hatte der im Vernichtungslager Treblinka umgebrachte Kinderbuchautor und Pädagoge Janusz Korczak die Auszeichnung erhalten.

Vorgeschlagen werden darf jeder, der "sich durch literarische, wissenschaftliche und künstlerische Tätigkeit zur Verwirklichung des Friedensgedanken in hervorgehobenem Maße verdient gemacht" hat. Unter den Preisträgern sind daher nicht nur Schriftsteller: Die Publizistin Marion Gräfin Dönhoff erhielt etwa 1971 die Auszeichnung, 1979 ging sie an den Musiker Yehudi Menuhin.

Politkowskaja hatte für die "Nowaja Gaseta" über Verletzungen der Menschenrechte im Tschetschenien-Krieg geschrieben und sich damit bei russischen Sicherheitskräften wie tschetschenischen Politikern Feinde gemacht. Sie war am 7. Oktober 2006 erschossen worden, als sie von einem Einkauf in ihre Wohnung im Moskauer Zentrum zurückkehrte. (tso/dpa)

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