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Ausgezeichnet. Die Lyrikerin und Übersetzerin Dagmara Kraus.

© imago/Rolf Zöllner

Oskar Pastior Preis 2025: Lyrikerin Dagmara Kraus wird ausgezeichnet

Für ihr Schreiben zwischen den Sprachen erhält die polnischstämmige Dichterin und Übersetzerin Dagmara Kraus den Oskar Pastior Preis.

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Vieles verbindet die 1981 im polnischen Wroclaw (Breslau) geborene Dichterin Dagmara Kraus mit dem 1927 im rumänischen Sibiu, dem siebenbürgischen Hermannstadt, geborenen und 2006 in Berlin gestorbenen Dichter Oskar Pastior.

Beide arbeiten gerne zwischen den Sprachen und folgen einer Traditionslinie, die sich aus den klassischen Avantgarden über Surrealismus, Wiener Gruppe und Konkrete Poesie herleitet. Auch deshalb hat es etwas unmittelbar Einleuchtendes, dass Dagmara Kraus nun den mit 40.000 Euro dotierten Oskar Pastior Preis erhält.

Dagmara Kraus, die an der Universität Hildesheim Literarisches Schreiben lehrt, spricht in ihrem Gedichtband „liedvoll, deutschyzno“ (Berlin 2020) von Zuflucht suchenden Wörtern an der Grenze eines „deutschyzno moja“ – was nichts anderes als „mein deutsches Vaterland“ meint, an dessen Grenzen flüchtende Menschen standen, stehen und stehen werden.

„millionen flüchtige wörter“, heißt es da zu Anfang, „stehen an / der grenze zu diesem gedicht / die beine in den bauch sich / / schlange an der grenze // dunkle wörter, dunkle fremde / suchen nach zuflucht, wollen hier wohnen / verjaschmakt, betschadort, da warten / mummen von jenseits der pole“.

Kraus, die deutsches, polnisches, französisches und englisches Vokabular verwendet, gehört zur „Familie der Wörtlichnehmer“, von denen Oskar Pastior in seinen Frankfurter Vorlesungen behauptet, dass sie nicht im Stande seien, „Sein und Bewusstsein, dies Unding an sich“, zu trennen.

So ist es kein Wunder, dass ihre 2019 an der Berliner FU angenommene Dissertation, angelehnt an Oskar Pastiors ersten in Deutschland veröffentlichten Gedichtband „Vom Sichersten ins Tausendste“, unter dem Titel „Vom Sichersten … ins Bläueste – Poetiken des Sprungs“ erschienen ist.

In seinem Testament hat Oskar Pastior die Einrichtung einer Stiftung verfügt, die seit 2010 den Oskar Pastior Preis an Autoren und Autorinnen vergibt, die in der Tradition der Wiener Gruppe, des Bielefelder Colloquiums Neue Poesie und der Gruppe OULIPO stehen. Die Auszeichnung erhielten bisher  Oswald Egger, Anselm Glück und Marcel Beyer vergeben worden. Die Verleihung findet im Juni im Literarischen Colloquium Berlin statt. (Tsp)

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