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Theater: Paul trifft Paula wieder

Angelica Domröse und Winfried Glatzeder spielen nach 35 Jahren erstmals wieder zusammen. Beim Stück "Filumena" in Potsdam werden Erinnerungen an den Defa-Kultfilm "Die Legende von Paul und Paula" wach.

Theaterleute sind abergläubisch. Schon deshalb würde niemand am Potsdamer Hans Otto Theater laut aussprechen, was eigentlich jeder weiß: Es müsste mit dem Teufel zugehen, wenn das Stück "Filumena", das am 17.1. im Großen Haus Premiere hat, nicht ein ganz großer Zuschauererfolg wird. "Schuld" an der Positivprognose ist vor allem die Besetzung. 35 Jahre nach ihrem Kinofilm "Die Legende von Paul und Paula" arbeiten die Schauspieler Angelica Domröse und Winfried Glatzeder erstmals wieder zusammen, und wie der Defa-Kultfilm ist das Stück des Neapolitaners Eduardo de Filippo eine Geschichte um eine starke Frau und einen schwachen Mann.

Die Potsdamer Theaterfreunde haben das Projekt jedenfalls schon mal mit einem Ansturm auf die Karten quittiert. Nicht nur die Premiere ist seit Wochen ausverkauft, auch für die Vorstellungen unmittelbar danach gibt es nur noch wenige Restkarten. "Das ist schon ungewöhnlich", sagt Regisseurin Petra Luisa Meyer.

Filumenas Heirats-Trick

Das Stück, das 1963 von Vittorio de Sica als "Hochzeit auf Italienisch" mit Sophia Loren und Marcello Mastroianni in den Hauptrollen verfilmt wurde, erzählt die Geschichte der einstigen Hure Filumena (Angelica Domröse) und des reichen Don Domenico (Winfried Glatzeder). Seit 35 Jahren ist Filumena die Geliebte Domenicos. Jetzt will sie geheiratet werden und greift zu einem Trick: Sie stellt sich todkrank. Domenico ehelicht sie in Erwartung ihres sicheren Ablebens, doch kaum hat der Geistliche den Palazzo verlassen, wird Filumena quicklebendig, rasiert sich die Beine und offenbart: Sie hat drei Söhne. Und obwohl nur einer von ihnen Domenicos Kind ist, verlangt sie die Gleichstellung aller drei. Domenico ist außer sich und betreibt die Annullierung der Ehe.

Was in der "Probenzeit" sicher schon vorweg genommen werden kann: Die Zuschauer bekommen zweieinhalb Stunden Theater, das auch dann höchst vergnüglich sein dürfte, wenn man es nicht durch die film-nostalgische Brille sieht.

Meyer, die in Potsdam gerade ihre erste Spielzeit als Hausregisseurin absolviert, weiß um die Zugkraft ihrer Hauptdarsteller und hat kein Problem damit, dass "Paul und Paula" immer irgendwie ein bisschen dabei sind. Die Zusammenarbeit mit Domröse und Glatzeder sei "sehr gut und höchst professionell", sagt sie.

"Ein Glücksfall"

Und auch Angelica Domröse und Winfried Glatzeder - beide verließen die DDR lange vor dem Mauerfall - sind von der Erinnerung an den Filmerfolg, den die derzeitige gemeinsame Arbeit allgegenwärtig werden lässt, keineswegs genervt. Es sei "ein Glücksfall", einen Film gemacht zu haben, der offenbar Generationen überdauert, sagte die 66-jährige Domröse bei einem Podiumsgespräch des Hans Otto Theaters kurz vor Beginn der Proben zu "Filumena".

Glatzeder, heute 62, wird im März seine Autobiografie veröffentlichen. Der Titel: "Paul und ich". Auf die Arbeit mit der Domröse habe er sich gefreut, bekennt er. "Ich habe mit Angelica Domröse ja nicht nur den Film gemacht, wir haben auch sieben Jahre lang zusammen an der Berliner Volksbühne Theater gespielt", so Glatzeder. "Da gab es viele Arbeiten, die uns einander sehr nahe gebracht haben. Es ist unwichtig, wie lange das zurückliegt."

"Beziehungsdschungelfahrt"

Das Filippo-Stück ist für den Schauspieler "eine Herausforderung", bei der es - wie so oft - um "die alles entscheidende Frage geht, warum Frau und Mann nicht zusammenkommen". Aber: Anders als damals bei den Filmarbeiten, sagt Glatzeder, spielten er und die Domröse "die Beziehungsdschungelfahrt" heute "mit dem Wissen unserer gelebten Leben". Dem 1984 gestorbenen Theatermann Eduardo de Filippo hätte so viel Tiefgang vermutlich gefallen. "Ich bin überzeugt, dass meine Komödien zutiefst tragisch sind, und zwar gerade dann, wenn sie zum Lachen reizen", soll er einmal gesagt haben.

In den weiteren Rollen sind Monika Lennartz, Friederike Walke, Ulla Schlegelberger, Günter Rüger, Helmut G. Fritzsch, Ulrich Rechenbach, Helge Sauer und Michael Scherff zu sehen. Das Bühnenbild besorgte Matthias Schaller, für die Kostüme ist Jessica Karge verantwortlich.

Tamara Bartlitz[ddp]

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