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Tickt anders. Das Weserburg Museum für moderne Kunst in Bremen.

© Ingo Wagner/ picture alliance/ dpa

„Pay As You Stay“: Museum in Bremen testet Zeitmodell

Das Weserburg Museum für moderne Kunst Bremen hat ein neues Preismodell getestet - mit Erfolg. Dabei richtet sich der Eintrittspreis nach der Verweildauer.

Ob im Parkhaus oder beim E-Roller-Verleih: Die Gebühren richten sich nach der Nutzungsdauer. Aber im Museum? Da zahlen die Besucher normalerweise einen festen Eintrittspreis. Nicht so in der Bremer Weserburg. Das Museum für moderne Kunst hat in der Adventszeit ein neues Preismodell getestet.

Pro zehn Minuten war ein Euro fällig. Jetzt hat das Museum eine Auswertung des Tests vorgelegt. Demnach war das neue Preismodell erfolgreicher als erwartet: Es kamen deutlich mehr Besucherinnen und Besucher und obwohl sie weniger zahlten als bisher, blieb der Umsatz ungefähr gleich.

Ein Angebot für Stamm-, Schnupper-, Spontan- und Kurzbesucher

„Mit der flexiblen Preisstruktur möchten wir Menschen ein Angebot machen, die nur wenig Zeit haben oder nur Teile der Weserburg erkunden möchten, ohne den vollen Preis zahlen zu müssen“, hatte Geschäftsführer Tom Schößler bei Testbeginn erläutert. Das richtet sich etwa an Stammgäste, die nur kurz ihr Lieblingswerk wiedersehen möchten, auch an Erst-, Schnupper-, Spontan- oder Kurzbesucher, die einen ersten Überblick gewinnen wollen.

Wer länger als 90 Minuten im Museum blieb, musste keine Nachteile hinnehmen, denn der Tarif war bei neun Euro gedeckelt, also der Höhe des bisherigen Eintrittspreises. Gezahlt wurde am Ende des Besuchs. „Pay As You Stay – Zahl, solange Du bleibst“ nannte sich das Projekt, und es lockte wesentlich mehr Publikum ins Museum als sonst: Die Besucherzahl stieg im Vergleich zur Adventszeit des Vorjahres um 42 Prozent auf 615 (ohne Gruppenführungen). Im Vergleich zum Mittelwert der Jahre 2014 bis 2018 gab es sogar eine Zunahme um 72 Prozent.

Allerdings zahlten die Gäste durchschnittlich nur noch 5,55 Euro statt der sonst geforderten neun Euro. Dadurch sanken die Einnahmen um drei Prozent gegenüber der Adventszeit 2018. Verglichen mit den Jahren 2014 bis 2018 stiegen sie aber um fast 30 Prozent.

Fühlte sich niemand durch die tickende Preisuhr gehetzt? „Das war unsere Befürchtung“, sagt Museumssprecher Jan Harriefeld. Doch eine Besucherbefragung konnte diese Sorge weitgehend entkräften: Zwar mussten 13 Prozent der Befragten oft an die Zeit denken, aber nur vier Prozent fühlten sich dadurch gehetzt. Die meisten blieben allerdings kürzer als sonst: Die durchschnittliche Verweildauer sank von 83 auf 67 Minuten. 73 Prozent der Befragten fanden es angemessen, wie viel oder wenig sie für ihren Besuch zahlen mussten.

Also ein Modell für den Dauerbetrieb? Zunächst will die Weserburg noch einen zweiten Testlauf im März starten. Museumsdirektorin Janneke de Vries: „Wir wollen uns vergewissern, dass es auch jenseits der Adventszeit und in einer anderen Ausstellungskonstellation funktioniert.“

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