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Foto: Britta Pedersen/dpa

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Pop: Bass und besser

Wie uneitel, cool und lässig der Mann auf der Bühne wirkt. Wie er sich konzentriert aufs Eigentliche: die Musik, den Ausdruck und das Zusammenspiel mit seiner Band. Sting begeistert in der C-Halle.

Gesteckt voll ist die C-Halle. Trotz horrender Eintrittspreise feiern über dreieinhalbtausend Fans mit tosendem Jubel Sting. Und mit ihm seine inzwischen über 25-jährige Solokarriere seit der Auflösung von The Police. Als deren Sänger und Bassist hatte der Engländer Gordon Matthew Thomas Sumner alias Sting in den späten Siebzigern seinen Aufstieg als Popstar begonnen. Den langen Weg, auf dem er, wenn ihn der ausgerockte, ausgepoppte musikalische Pfad zu langweilen begann, immer wieder die Richtung wechselte: Jazz, Ethno, Gesang zu Lautenmusik der Renaissance oder zuletzt die Zusammenarbeit mit großem Symphonieorchester, mit dem er noch im letzten Jahr überdimensionale Sportarenen beschallte.

Jetzt steht Sting wieder da wie früher, mit seinem zerschrammten Fender-Bass, drahtig und muskulös, in dieser für seine Verhältnisse bescheiden kleinen Halle und singt: „All This Time“. Mit kleiner, exquisiter Band. Akustikgitarre, Mandola, Violine, elektrische Gitarre. Und am Schlagzeug schüttelt Vinnie Colaiuta leichthändig kräftig treibende Beats aus den Handgelenken. „Back to Bass“ ist das Motto der Tournee – ein nettes Wortspiel: zurück zum Bass, aber auch zurück zu den Ursprüngen, den Wurzeln: back to base. Zurück zum Wesentlichen. Und auch zurück zu ein paar alten Police-Songs, die mühelos den Test der Zeit bestehen. Wie auch die feine Auswahl von Songs aus Stings Solojahren. Höchst abwechslungsreich mischen sich knallige Rockriffs des brillanten Gitarristen Dominic Miller mit der folkigen Akustikgitarre von dessen Sohn Rufus und der Violine des jungen Engländers Peter Tickell, die sich mit Stings Bass in aufregend hitzige Dialoge verwickelt. Und die in den jazzig angehauchten Songs das Timbre eines Saxofons annimmt, das einer Orgel während einer Soul-Ballade oder das einer Pedal-Steel in einem Country-Song. Der Sound ist brillant und klar, und doch immer roh genug, um trotz der exzellenten, exakt auf den Punkt spielenden Musiker nie überperfektioniert und steril zu wirken.

Der Gesang des inzwischen 60-jährigen Sting, der seine Songs ausschließlich auf Deutsch ansagt, ist besser denn je. Nicht mehr so schrill, nicht mehr so stählern kühl und scharf wie in seinen jungen Jahren, wärmer und trotz mancher seiner vertrackten Taktarten und gelegentlich raffiniert angeschrägten, diffizilen Melodien immer exakt auf dem Beat und in der Intonation. In „Love Is Stronger Than Justice“ rappt er elegant rhythmisch und dreht das Lied im Refrain um zu einer betörenden Country-Ballade. Man staunt, wie uneitel, cool und lässig Sting, der immer als extrem eitel galt, heute auf der Bühne wirkt. Wie er sich konzentriert aufs Eigentliche: die Musik, den Ausdruck und das Zusammenspiel mit seiner Band.

Und die Kommunikation mit seinen Fans, über die man ebenfalls staunt wegen ihrer Musikalität, wie man sie selten erlebt auf Rockkonzerten. Wie sie alle auf den richtigen Takt klatschen und wie schön sie singen. Auch in der Zugabe nach mehr als zwei Stunden eines berauschenden Konzertes: „Every Breath You Take“. Und schließlich „Message In A Bottle“, Sting ganz alleine noch einmal auf der Bühne. H. P. Daniels

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