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Kultur: Pop: Tanzbein

Und wieder wirft die endlose Welle der Comebacks einen Schatten auf die Welt. Kaum hat man sich an die Rückkehr der rockenden Rentner gewöhnt, darf man sich nun auch über Auferstehungen wundern, die aus der Techno-Ecke angeleiert wurden.

Und wieder wirft die endlose Welle der Comebacks einen Schatten auf die Welt. Kaum hat man sich an die Rückkehr der rockenden Rentner gewöhnt, darf man sich nun auch über Auferstehungen wundern, die aus der Techno-Ecke angeleiert wurden. Nachdem der aus München stammende DJ Hell mit "Suicide Commando" von "No More" von "The Normal" bereits zweimal tief ins Archiv gegriffen hat, hat er nun mit Tuxedomoon eine weitere Legende aus der Versenkung geholt und auf dem hauseigenem Gigolo-Label ein Remix-Album veröffentlicht, das mit "No Tears" und "What Use?" zwei Dancefloor-Klassiker der Kultband nochmals durch die Schaltkreise schickt. Dafür geht "das gute Gewissen der deutschen Techno-Szene" ("Spex") mit der Gründungsformation Steven Brown, Peter Principle und Blaine L. Reininger auf Tour. Im Maria am Ostbahnhof eröffnet er die Show mit einem nostalgischen DJ-Set, wobei er sogar auf alte Pink-Floyd-Scheiben zurückgreift. Anschließend klappen die seltsamen Konzeptionalisten aus San Francisco einen hermetischen Raum zum Wegdriften, mit synthetischen Boing-boom-tschak-tschak-Klopfen aus der Rhythmusbox, dazu typisch schmierige Melodien von Saxophon, Geige und Klavier, kühle Vocals und eine sauber getupfte Bassgitarre. Eine Musik, die zwischen Cole Porter und Kraftwerk herumrutscht, die sich zwischen Ballettmusik und Punkchanson in alle Richtungen ausbreitet und dann doch auf halber Strecke liegen bleibt. Tuxedomoon beenden ihren Auftritt mit einer Kammerversion von "What Use?", die ohne ans Tanzbein kickende Elektrobeats eher dröge die Zeit totschlägt und dennoch ein sinnlos tosendes Publikum zurücklässt, das sich ihren Erinnerungsabend nicht durch kleinliche Qualitätsansprüche verderben lassen will.

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