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Vladimir Jurowski ist seit 2017 Chefdirigent des RSB.

© Peter Meisel

Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin: Klares Statement von Dirigent Jurowski

Chefdirigent Vladimir Jurowski stellt spontan das Programm des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin um und spielt ukrainische neben russischer Musik.

In großer Orchesterbesetzung strahlt die Nationalhymne der Ukraine von der Bühne des Konzerthauses, während das Publikum sich von den Sitzen erhebt. Obwohl angekündigt, hat die Musik ein überraschendes Moment.

Vladimir Jurowski dirigiert nach eiligem Schritt aufs Podium ohne Vorbereiten diesen prompten Einsatz, der die Melodie aus dem 19. Jahrhundert hochaktuell in die Gegenwart stellt. Der russische Chefdirigent hat erklärt, zutiefst traurig und entrüstet zu sein über die militärische Aggression seitens der russischen Föderation gegen die Ukraine.

Nach der Hymne ergreift er das Wort im Namen der Musik, die die Menschen verbinde. Ihm und seinem international besetzten Rundfunk-Sinfonieorchester gehe es darum, mit dem partiell geänderten Programm ein Zeichen zu setzen.

Deshalb ruft man neben der Hymne zugleich deren ukrainischen Komponisten Mychajlo Werbyzkyi in Erinnerung, dem die ukrainische Post 2015 eine Briefmarke zum 200. Geburtstag gewidmet hat. Aus dem umfangreichen musikalischen Schaffen dieses katholischen Priesters wird eine „Sinfonische Ouvertüre“ aufgeführt, die einen Melodiker in anmutigem Spiel mit musikalischen Wiederholungen zeigt.

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Eine postume Uraufführung von Dmitri Smirnov

Jurowski bleibt an diesem Abend bei der Moderation. Während er das musikalische Programm erläutert, platzt es aus ihm heraus: „Es ist kein russischer Krieg, es ist Putins Krieg!“ Thematisch geht es nunmehr um die Geschicke russischer (und sowjetischer) Nationalhymnen, deren vier in einem „Concerto piccolo“ von Dmitri Smirnow vorkommen. Der Komponist, der 2020 an einer Corona-Infektion starb, hat das Werk für Rostropowitsch geschrieben, der es nicht mehr aufführen konnte.

Es ist ein dissonanzfreudiges Stück aus „gefährlichem“ (Jurowski) Humor und Heimatliebe. Jelena Firssowa, die Witwe Smirnows, ist derzeit Komponistin in Residence beim RSB, das sich gern bereit findet, ihr den Wunsch dieser gefeierten Uraufführung zu erfüllen.

Cellist Alban Gerhardt beeindruckt

Zumal für das Solo der Meistercellist Alban Gerhardt zur Verfügung steht. Er fasziniert zuvor mit den zweiten Cellokonzert von Anton Rubinstein, das mächtige Fülle mit Momenten zartester Grazie aus deutscher Schule verbindet. Die Interpretation Gerhardts ist schöne musikalische Rede im besten Sinn, so schlank im Ton wie expressiv, stets intim und virtuos zugleich. Das ukrainisch-russische Programm endet mit der Fünften von Tschaikowsky, die Jurowski unpathetisch markierend, beinahe buchstabierend beginnt. Der Überschwang kommt aus der Musik selbst, darin märchenhafte Bläsersoli von Daniel Ember (Horn), Oliver Link (Klarinette) und Sung Kwon You (Fagott). Im Finale steigert sich das Orchester in eine fast bedrohlich flammende Intensität.

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