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Kultur: Schicker Schneider - Konzert in der Philharmonie

In welcher Besetzung der aus Magdeburg stammende, nunmehr 76-jährige Menahem Pressler auch mit seinem legendären Beaux Arts Trio anreist - er hat die Sympathien der Berliner auf seiner Seite. So auch bei einem umjubelten Abend in der Philharmonie, an dem er wieder schneidig und gewitzt den Klavierpart bestritt.

In welcher Besetzung der aus Magdeburg stammende, nunmehr 76-jährige Menahem Pressler auch mit seinem legendären Beaux Arts Trio anreist - er hat die Sympathien der Berliner auf seiner Seite. So auch bei einem umjubelten Abend in der Philharmonie, an dem er wieder schneidig und gewitzt den Klavierpart bestritt. Seit 1955 gibt er den Ton an in diesem Trio, das für viele das Musterbeispiel eines Klaviertrios schlechthin darstellt, obwohl die Gründungsmitglieder Daniel Guilet und Bernard Greenhouse längst nicht mehr dabei sind. Erst im Oktober 1999 trat Pressler wieder einmal mit neuen Mitspielern in Aktion, dem Geiger Young Uck Kim und dem Cellisten Antonio Meneses. Da konnte einem nicht entgehen, dass drei exzellente Musiker keineswegs im Handumdrehen ein ideales Trio ausmachen.

Das war diesmal ganz anders. Man bemerkte sogleich , dass sich die drei Musikanten der Sonderklasse mit ihren unterschiedlichen Temperamenten nicht länger in die Quere kommen. Die Feinabstimmung, die klangliche Balance ließen - wenn man von dem etwas nebulösen Tschaikowsky-Trio absieht - kaum Wünsche offen. Beim Beethoven-Trio op. 121a, den Variationen über "Ich bin der Schneider Kakadu", war bei aller Musizierlust, aller Exaktheit eine außerordentlich schöne Übereinstimmung zu bemerken. Und außerdem eine spielerische Leichtigkeit, die den humorigen Beethoven zu einem Genuss werden ließ. Das luzide Musizieren glich einem musikalischen Märchen. Der alte Fuchs am Klavier nimmt die so unterschiedlichen wie diffizilen Abläufe der drei Trios nach wie vor mit einem Scharfblick sondergleichen ins Visier.

Beim unbestreitbaren Höhepunkt, bei Schostakowitschs e-Moll-Trio mit den so sarkastischen wie konflikthaft aufgeladenen, menschlich tief berührenden Zügen kam alles mit einer heftig attackierenden Aggressivität, einer schmerzlichen Klarheit und großen geistigen Spannung herüber. So sehr das Trio danach bei Tschaikowskys pathetisch überquellendem a-Moll-Trio mit einem raffiniert farbvollen (am Klavier auch mal gemogelten) Klangstil zu überrumpeln suchte - an die fesselnde Leistung bei dem aufwühlenden Schostakowitsch-Trio reichte dieser bombastische Tschaikowsky nicht heran.

Eckart Schwinger

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