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Kultur: Schlachtfeld Hamburger Bahnhof

Harsche Reaktionen auf Heiner Bastians Rücktritt

Stand:

Mit Verärgerung haben gestern die Stiftung Preußischer Kulturbesitz und der Verein der Freunde der Neuen Nationalgalerie auf die vehemente Kritik Heiner Bastians reagiert, der als Kurator der Sammlung Marx im Hamburger Bahnhof am Sonntag überraschend seinen Rücktritt erklärt hatte. Sie warfen ihm ihrerseits „Selbstüberschätzung“ und „verletzte Eitelkeit“ vor. Klaus-Dieter Lehmann, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, nannte Zurücksetzung als mögliches Motiv für die Attacken Bastians, der eine Verlängerung der Amtszeit von Generaldirektor Peter-Klaus Schuster als „die größte Katastrophe, die dem Hamburger Bahnhof und der Neuen Nationalgalerie passieren könnte“ bezeichnet hatte.

Im Oktober 2004, so Lehmann in seiner Pressemitteilung, sei mit Bastian einvernehmlich eine Abmachung getroffen worden, auf deren Grundlage die kunsthistorische Unabhängigkeit durch die Leitung und die dafür von den Staatlichen Museen bestellten Kuratoren des Hamburger Bahnhofs gewährleistet sein sollte. Heiner Bastian sei fortan nur noch als Mitglied eines Programmbeirats eingebunden gewesen, seine Machtposition im Hamburger Bahnhof wurde dadurch empfindlich beschnitten. Als Reaktion will Bastian nun seinerseits nicht mehr mit dem Haus in Zusammenhang gebracht werden.

Auch Peter Raue, Vorsitzender des Vereins der Freunde der Neuen Nationalgalerie, äußerte Befremden über Bastians Angriffe auf den Förderverein, dem jener in den letzten Jahren mehrfach seine Mitgliedschaft gekündigt hatte. Raue nannte die Tatsache, dass der Hamburger Bahnhof keinen eigenen Etat habe, ebenfalls einen Skandal. Gleichwohl hätten „Rundumschläge“ nach Art Heiner Bastians eher zerstörerische Wirkung. Stattdessen bezeichnete der Vereinsvorsitzende den Marx-Kurator seinerseits als den „größten Verhinderer im Hamburger Bahnhof“, da etwa die Ausstellungen der Finalisten des Kunstpreises nur gegen seinen Widerstand zustande gekommen wären. Auch andere Vorwürfe wies Raue zurück: Die von Heiner Bastian für die Neue Nationalgalerie geforderte Ausstellung des Fotografen Andreas Gursky, die gerade mit großem Erfolg im Münchner Haus der Kunst läuft, wäre nicht finanzierbar gewesen: Allein die notwendigen Umbauten hätten den Verein der Freunde eine halbe Million Euro gekostet. NK

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