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Nicht nur das Handy der Kanzlerin wird angezapft. Mobilfunkantennen in Köln. Der US-Geheimdienst NSA sammelt Berichten zufolge täglich weltweit rund fünf Milliarden Angaben über die Aufenthaltsorte von Handynutzern. Auch kann die Spionagebehörde außerhalb der USA HunderteMillionen Mobiltelefone überwachen und die Bewegungen ihrer Besitzer verfolgen.

© dpa

NSA-Affäre: Schriftsteller gegen NSA: Aufruf gegen Massenüberwachung

"Die Demokratie verteidigen im digitalen Zeitalter": 562 namhafte Schriftstellerinnen und Schriftsteller, darunter Umberto Eco, Günter Grass und Elfriede Jelinek, protestieren gegen Massenüberwachung und fordern eine Internationale Konvention der digitalen Rechte.

Am heutigen Internationalen Tag der Menschenrechte haben sich 562 namhafte Autoren aus aller Welt zu einer öffentlichen Intervention gegen die Gefahren der systematischen Massenüberwachung zusammengeschlossen. Eine ähnliche internationale Schriftsteller-Aktion gab es so noch nie: Unterzeichnet haben unter anderen Umberto Eco, Orhan Pamuk, J.M. Coetzee, Elfriede Jelinek, Günter Grass, T.C. Boyle, Margaret Atwood, Daniel Kehlmann, Arundhati Roy, Henning Mankell, Richard Ford, Ian Mc Ewan, Javier Marias, Björk, David Grossman, Arnon Grünberg, Juan Goytisolo, Nuruddin Farah, João Ribeiro, Victor Jerofejew und Liao Yiwu.

Insgesamt sind 5 Literaturnobelpreisträger dabei. Die Initiative zu dem Aufruf der „Writers Against Mass Surveillance“ haben Juli Zeh, Ilija Trojanow, Eva Menasse, Janne Teller, Priya Basil, Isabel Fargo Cole und Josef Haslinger ergriffen. Veröffentlicht wurde der folgende Text am 10. Dezember in über 30 internationalen Zeitungen:

"In den vergangenen Monaten ist ans Licht gekommen, in welch ungeheurem Ausmaß wir alle überwacht werden. Mit ein paar Maus-Klicks können Staaten unsere Mobiltelefone, unsere E-Mails, unsere sozialen Netzwerke und die von uns besuchten Internet-Seiten ausspähen. Sie haben Zugang zu unseren politischen Überzeugungen und Aktivitäten, und sie können, zusammen mit kommerziellen Internet-Anbietern, unser gesamtes Verhalten, nicht nur unser Konsumverhalten, vorhersagen. 

Eine der tragenden Säulen der Demokratie ist die Unverletzlichkeit des Individuums. Doch die Würde des Menschen geht über seine Körpergrenze hinaus. Alle Menschen haben das Recht, in ihren Gedanken und Privaträumen, in ihren Briefen und Gesprächen frei und unbeobachtet zu bleiben.  

Dieses existentielle Menschenrecht ist inzwischen null und nichtig, weil Staaten und Konzerne die technologischen Entwicklungen zum Zwecke der Überwachung massiv missbrauchen. 

Ein Mensch unter Beobachtung ist niemals frei; und eine Gesellschaft unter ständiger Beobachtung ist keine Demokratie mehr. Deshalb müssen unsere demokratischen Grundrechte in der virtuellen Welt ebenso durchgesetzt werden wie in der realen. 

* Überwachung verletzt die Privatsphäre sowie die Gedanken- und Meinungsfreiheit. 

* Massenhafte Überwachung behandelt jeden einzelnen Bürger als Verdächtigen. Sie zerstört eine unserer historischen Errungenschaften, die Unschuldsvermutung. 

* Überwachung durchleuchtet den Einzelnen, während die Staaten und Konzerne im Geheimen operieren. Wie wir gesehen haben, wird diese Macht systematisch missbraucht.

* Überwachung ist Diebstahl. Denn diese Daten sind kein öffentliches Eigentum: Sie gehören uns. Wenn sie benutzt werden, um unser Verhalten vorherzusagen, wird uns noch etwas anderes gestohlen: Der freie Wille, der unabdingbar ist für die Freiheit in der Demokratie. 

WIR FORDERN DAHER, dass jeder Bürger das Recht haben muss mitzuentscheiden, in welchem Ausmaß seine persönlichen Daten gesammelt, gespeichert und verarbeitet werden und von wem; dass er das Recht hat, zu erfahren, wo und zu welchem Zweck seine Daten gesammelt werden; und dass er sie löschen lassen kann, falls sie illegal gesammelt und gespeichert wurden. 

WIR RUFEN ALLE STAATEN UND KONZERNE AUF, diese Rechte zu respektieren. 

WIR RUFEN ALLE BÜRGER AUF,  diese Rechte zu verteidigen.

WIR RUFEN DIE VEREINTEN NATIONEN AUF, die zentrale Bedeutung der Bürgerechte im digitalen Zeitalter anzuerkennen und eine verbindliche Internationale Konvention der digitalen Rechte zu verabschieden. 

WIR RUFEN ALLE REGIERUNGEN AUF, diese Konvention anzuerkennen und  einzuhalten."

Wer unterzeichnen möchte, kann dies auf www.change.org tun. (Tsp)

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