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Legendärer Rockstar und Komponist. Frank Zappa 1971.

© AFP

Ensemble Modern spielt Frank Zappa: Seine letzte Band

Kurz vor seinem Tod nahm Frank Zappa mit dem Ensemble Modern ein Live-Album auf. Jetzt reproduzieren die Musiker das Werk im Berliner Konzerthaus - leider ohne Biss.

Schlangen bilden sich vor den noch geschlossenen Türen, nur wenig später ist der Saal, in dem die Einführung zum Konzert stattfinden soll, schon überfüllt. Der Ansturm, den der Abend mit Musik von Frank Zappa ausgelöst hat, trifft das Konzerthaus sichtbar überraschend. Sonst hätte man den Film über die Arbeit des Ensemble Modern mit dem Rockstar, der sich selbst als Entertainer sah, gleich in den Großen Saal gelegt, wo später die Musik spielt. Dieser Run auf Filme und Zeitzeugenberichte zeigt, wie stark das Interesse an der Figur Zappa noch ist – und wie sehr er vermisst wird seit seinem frühen Tod 1993.

Das Ensemble Modern bezeichnete der Komponist als seine letzte Band. Aus dem Konvolut seines Schaffens schuf Zappa Orchesterversionen von Musik, die er an seinem Synclavier eingespielt hatte und für Solisten für unaufführbar hielt. Noch immer sitzen Musiker auf dem Podium, die 1992 dabei waren in Los Angeles und Frankfurt am Main, von Zappa an ihre musikalischen Grenzen geführt wurden und barfuß mit Chipstüten knisterten.

"The Yellow Shark" hat keine Zähne mehr

Doch das kreative Feuerwerk von einst ist einer peniblen Wiederaufführung gewichen, einem möglichst perfekten Reproduzieren, das eines nur noch schmerzlicher macht: Zappa, der geniale Zeremonienmeister und gewiefte Polarisierer, ist nicht mehr unter uns. Seine ätzenden Gesellschaftskommentare sind ohne ihre Zeit aus der absoluten Musik nur mühsam und letztlich erstaunlich witzlos zu dechiffrieren.

Da können sich das Ensemble Modern und der Dirigent Jonathan Stockhammer mit ihren Hosenträgern überm Hemd mühen, wie sie wollen, rhythmische Muster verschieben, mit den Hörnern jaulen und den Riesengong schlagen: „The Yellow Shark“ hat keine Zähne mehr, nicht mal Mundgeruch. Aus nachgelassenen Stücken entstand 2000 mit „Greggery Peccary & Other Persuasions“ eine weitere Zappamusikkompilation. Das titelgebende Schwein grunzt kurz in den Saal, doch es ist eine Passage, die Zappas Gitarrensoli auf Posaune und Geige überträgt, in der improvisatorisches Feuer aufglimmt. Hier hätte sie beginnen können, die aktuelle Sauerei.

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