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Kultur: Sportstück

Die Briten sind außer sich, weil sie beim Verkauf der Tickets den kürzeren zogen.Die französischen Veranstalter räumen ein, ihre Landsleute besonders großzügig bedacht zu haben, weisen jedoch den Vorwurf der Schiebung zurück.

Die Briten sind außer sich, weil sie beim Verkauf der Tickets den kürzeren zogen.Die französischen Veranstalter räumen ein, ihre Landsleute besonders großzügig bedacht zu haben, weisen jedoch den Vorwurf der Schiebung zurück.Auch unter den französischen Intellektuellen regt sich Unbehagen.Im Quartier Latin rufen Anschläge dazu auf, den Medienzirkus und die "Beleidigung der Opfer des Wirtschaftshorrors" zu boykottieren.Unterzeichner des Aufrufs ist eine "Widerstandsfront gegen die Verdummung und Infantilisierung der Gesellschaft".Andere Akademiker warnen vor Rückfällen in chauvinistische Haßgefühle, die sportliche Begegnungen dieser Art in der Regel ermutigen.Für den Vorabend der ersten Runde hat das Heinrich-Heine-Haus in der Cité Universitaire ein Kolloquium angesetzt, in dem die Kassandren des "Mouvement critique du sport" Gelegenheit haben, ihre Warnungen zu präzisieren.Schon jetzt ist vorauszusehen, daß dabei wieder das berüchtigte Halbfinale der Weltmeisterschaft von 1982 zur Sprache kommen wird, in dem sich Deutschland und Frankreich gegenüberstanden.Die Zeitschrift "Paris-Match" berichtete damals über den deutschen Sieg unter dem Titel "Wir haben den dritten deutsch-französischen Krieg verloren".Briefe an die deutsche Botschaft in Paris verglichen das Verhalten des deutschen Torwarts mit dem Wüten der Wehrmacht in Oradour.Unzufrieden sind auch viele Frauen.Sie befürchten, vier Wochen lang auf die ungeteilte Aufmerksamkeit ihrer Männer verzichten zu müssen.Den besonders hart Betroffenen bieten clevere Geschäftsleute ein Alternativprogramm an.Am 15.Juni zum Beispiel, an dem Deutsche und Amerikaner aufeinandertreffen, werden in Paris die muskulösen Chippendale-Stripper alles zeigen, was sie haben.Einlaß nur für Frauen.Hocherfreut über das bevorstehende Großereignis sind hingegen die Gewerkschaften.Die Anwesenheit so vieler Fernsehkameras löste bei ihnen die übliche Pawlowsche Reaktion aus: Air France hat bereits einen Streik angekündigt.Die Lastwagenfahrer wollen die Straßen blockieren.Wie immer die Weltmeisterschaft ausgeht - im Streiken bleiben die Franzosen ungeschlagen. JvU

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