„Meinen Großeltern hat dieser Hof gehört“, sagt André Rosengold, als er in einem Dorf, irgendwo in Deutschlands Osten, bei Martha und Herbert auftaucht. Jahrzehntelang eingeübtesVergessen hat mit dem Besuch des jungen Juden, der nach Spuren seiner Familie sucht, ein Ende. Das Dorf steht unter Schock. Schuld, von der jeder weiß, muss endlich gesühnt werden. Ralf-Günter Krolkiewicz nimmt in seinem Stück „Herbertshof“ das nüchterne Protokoll vertanen Lebens auf. Jeder Versuch, wenigstens eine bescheidene Existenz dem Land abzugewinnen, ist gescheitert. Nur eine kleine Hoffnung bleibt, der Aufbruch eines gedemütigten jungen Mädchens.
Krolkiewicz notiert das in einer kargen Sprache, die verbirgt, was eigentlich gesagt werden soll. Im Berliner Theater 89 inszenierte Hans-Joachim Frank die atemlose Geschichte von Schuld und Sühne, Feigheit und Rassismus in einem Raum, dessen Schwärze bedrückend auf den Figuren lastet. Hin und wieder huscht ein Lichtstrahl über die Bühne, auf der nur kahles Geäst erkennbar ist (Bühne und Kostüme: Anne-Kathrin Hendel und Justyna Jaszczuk). Frank macht das Verformte der Charaktere sichtbar. Im sorgsam aufeinander abgestimmten Ensemble prägen sich die Inge der Simone Frost durch ihre spitze Bosheit, der Ronald des Matthias Zahlbaum durch eine drohende Brutalität und der Herbert des Bernhard Geffke in verdruckster Nichtigkeit besonders ein. Das jüdische Lied vom Nussbaum (Julius Mosen/Robert Schumann) überhöht das Geschehen, ist doch der Nussbaum der zentrale Schicksalsort. (wieder am 30./31. 3. und 6. /7. 4., Torstraße 216)
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