Kultur: TASCHEN Kontrolle
Ehsan Djafari lässt sich in die Tasche schauen
2 Prospekte
3 Kataloge
1 Berlinaleprogramm
1 Tube Zahnpasta
1 Mobiltelefon
1 Geldbörse
1 Notizblock
1 Kugelschreiber
Ehsan Djafari ist in Eile. „Einen Moment, ich habe gleich Zeit für Sie“, ruft er und wedelt mit einer Eintrittskarte, während er den Bürgersteig hinunter joggt. Dann verschwindet er im Gewusel der Berlinalebesucher. Zwei Minuten später ist er tatsächlich wieder da.
Djafari berichtet von dem Filmfestival für einen iranischen Fernsehsender. Eigentlich ist er Reporter, vor zwei Tagen, als ein Kollege ausfiel, musste er aber auch mal die Kamera bedienen.
„Berlinale bedeutet Chaos und Hektik“, erklärt er. „Gerade musste ich einem Freund ein Ticket übergeben, jetzt bin ich auf dem Weg nach Zehlendorf.“ Dort läge sein Sohn im Krankenhaus, erzählt er. Dem sei die Zahnpasta ausgegangen, und der warte jetzt sehnsüchtig auf Nachschub.
Für die Taschenkontrolle nimmt sich der 40-Jährige trotzdem fünf Minuten Zeit. Dass sich jemand für den Inhalt seines lila Umhängebeutels interessiert, amüsiert ihn. „Ist allerdings alles reichlich langweilig, was ich dabei habe“, entschuldigt er sich. „Nur Papiere, Kataloge und Kugelschreiber.“
Das Design der Taschen finde er in diesem Jahr übrigens schrecklich, gesteht er. Die auf dem Festival in Cannes seien immer schöner. Gegenüber dem Vorjahr sei das diesjährige Modell trotzdem ein gewaltiger Fortschritt. „Im vergangenen Jahr war die Tasche aus Plastik und hat ganz komisch gestunken. Das Problem wurde dieses Jahr behoben.“ mho
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